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Reisen in die andere Wirklichkeit – advanced

Jahresgruppe 2023
„Reisen in die andere Wirklichkeit“ – advanced

Beginn Sa, 6.5.2023 – insgesamt 7 Seminartage

Sa. 11 – 18.30 Uhr bzw. open end
So. 10 – 16 Uhr

Ort: Hainfeld bei Neustadt an der Weinstraße

Leitung: Sabine Rittner


Diese Jahresgruppe bietet erfahrenen Teilnehmer/innen die Möglichkeit, das heilsame bewusstseinserweiternde Potenzial von Trancezuständen vertiefend zu erforschen, um neue Räume für sich zu erschließen und die daraus gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse auf heilsame Weise im Alltag und Beruf nutzbar zu machen.


Es geht darum, gewohnte, alteingefahrene Wahrnehmungsmuster in Frage zu stellen, zu überprüfen, denn das kreative Potenzial von Trancezuständen liegt vor allem im Anregen unserer neuronalen Netzwerke für das „Verwirren und Verlernen“. Dafür werden sowohl in die Ruhe als auch in die Erregung (Ekstase) führende Wege angeboten. Im Zentrum jedes Treffens steht das Ritual mit einer der von der Anthropologin Prof. Felicitas Goodman wiederentdeckten „rituellen Körperhaltungen“®. In dieser Gruppe werden an jedem Termin sehr wenige und besonders ausgiebige Rituale angeboten, so dass ein vertiefendes Erforschen der eigenen Wahrnehmungs- und Bewusstseinswelten beim „Reisen“ in verschiedenen Wirklichkeitsdimensionen möglich ist. Es geht darum, unserem Körper als Instrument unserer Seele die Melodie der Einzigartigkeit wieder zu entlocken.

Im Anschluss besteht die Möglichkeit, den Seminartag abends plaudernd oder in Stille, tanzend, mit einem gemeinsamen Abendessen, einem Spaziergang oder gemütlich am Feuer sitzend ausklingen zu lassen.


Methoden

Verschiedene uralte und moderne Methoden der gezielten Bewusstseinsveränderung und -lenkung wie z.B. „Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance“ nach Prof. Felicitas Goodman, Trancetanz und Trommeln, Klangtrance und Hypnose, Sufi-Meditation und Schamanentänze, Atemtechniken, Stimme und rituelle Gesänge, Körperbemalung etc. Wir nutzen kreative Ausdrucksmöglichkeiten (Bewegung, Malen, Schreiben, Instrumente, unsere Stimme) und das Kreisgespräch, um unseren Eindrücken Gestalt zu geben, sie zu verarbeiten und zu integrieren.


Sabine Rittner

ist Musiktherapeutin, Psychotherapeutin (approb. und HP), leitet seit mehr als 40 Jahren Aus-, Weiterbildungs- und Selbsterfahrungsseminare, ist forschend und lehrend tätig am Institut für Medizinische Psychologie der Uniklinik Heidelberg. Sie ist Trainerin für „Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance®“ nach Felicitas Goodman.

Mehr Informationen: www.sabinerittner.de/zur-person/





Teilnahmevoraussetzung

Vorherige Teilnahme an mindestens 2 Jahresgruppen „Reisen in die andere Wirklichkeit“ mit Sabine Rittner in Heidelberg oder mindestens 1 Weiterbildungszyklus „Trance als Quelle der Kraft und Inspiration“ im Odenwald-Institut. Im Einzelfall kann auch die vorherige Teilnahme an mindestens 3 Seminaren mit Sabine Rittner, in denen Methoden der ekstatischen Trance praktiziert wurden, zur Teilnahme ausreichen.
Außerdem sind ausreichende Belastbarkeit und Selbstregulationsfähigkeit für die Integration und den Transfer der intensiven Erfahrungen in die Alltagswirklichkeit erforderlich.


Termine

Die Jahresgruppe umfasst insgesamt 7 Samstage bzw. Sonntage an 5 Wochenenden von Mai bis Dezember 2023. Der 1. und 4. Termin ist mit Übernachtung!

1) Sa., 6.5.2023 + So., 7.5.2023
2) Sa., 3.6.2023
3) Sa., 15.7.2023
4) Sa., 11.11.2023 + So., 12.11.2023
5) Sa., 9.12.2023

Zeiten

Samstags 11.00–18.30 Uhr, danach offener Ausklang, tanzend oder gemütlich am Feuer im Garten und gemeinsames Abendessen möglich, sonntags 9.00–16.00 Uhr

Teilnahmegebühr

820,- € (ermäß. 750,- € für Studenten, Arbeitslose – mit Nachweis)
Unterkunft und Verpflegung sind im Seminarpreis nicht enthalten.

Der Ort

Zentrum in balance
Weinstraße 19
76835 Hainfeld
https://www.inbalancenet.de/zentrum-in-balance/

Anreise

Hainfeld liegt zwischen Neustadt an der Weinstraße und Landau in der Pfalz am westlichen Rand des Rheintales.
– Anreise im Auto, auch mit Fahrgemeinschaften, eine Teilnehmerliste wird rechtzeitig versandt.
– Wer mit der Bahn anreist, fährt bis Landau oder Edenkoben und von dort mit dem Bus (oder selbst organisiertem Taxi) die ca. 9 km bis nach Hainfeld. Evtl. können auch mit Teilnehmern Verabredungen zum Abholen getroffen werden.

Übernachtungsmöglichkeit

Im Zentrum „in balance“ gibt es derzeit keine zur Zimmervermietung, dafür aber die Möglichkeit, preiswert auf einer Matratze im schönen Meditationsraum zu schlafen (für 25,- € ohne Bettw. / 30,- € mit Bettw.).
Im Weindorf Hainfeld gibt es ganz in der Nähe Privatpensionen oder Unterkunft auf einem Weingut.

Ich empfehle, sehr rechtzeitig, spätestens nach dem ersten Kennenlernen der Umgebung, die Unterkunft für alle Termine zu buchen, weil die Südpfalz ein touristisch sehr beliebtes Wander-, Wein- und Erholungsgebiet ist.


Anmeldung

Verbindliche Teilnahme am Seminar über das Anmeldeformular.

Die Anmeldebedingungen finden Sie hier.
Eine Bestätigung und Zahlungsinformationen erhalten Sie im Anschluss per E-Mail.

    Ich willige ein, dass meine Angaben zur Kontaktaufnahme und Zuordnung für eventuelle Rückfragen dauerhaft gespeichert werden. Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen. Hinweis: Diese Einwilligung können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen, indem Sie eine E-Mail an sabinerittner@gmx.de schicken.

    Bei Fragen zum Seminar können Sie mir gerne direkt eine Nachricht schreiben.
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    Von der Sinnlichkeit des Singens


    Seminarwoche: Von der Sinnlichkeit des Singens
    DI, 02.06.2020– SO, 07.06.2020 (Pfingstferien)

    Eine intensive Selbsterfahrungs-Woche in der Natur mit Atem-, Stimm- und Körperarbeit, Trance und Ritualen
    Seminarleitung: Sabine Rittner
    Ort: Odenwald-Institut / Wald-Michelbach bei Darmstadt


    Singen ist die ursprünglichste Form von Selbstausdruck. Durch den Klang unserer Stimme – ob beim Singen oder Sprechen – tönt der gesamte Facettenreichtum unserer Persönlichkeit hindurch. Unsere Stimme ist klingende, „lauthafte Biografie“.


    Dieses Seminar ist als Einführung gedacht für Menschen, die mehr über ihre eigene Stimme spüren, hören, erfahren möchten und die diese natürlichste Quelle nährender und heilsamer Kraft in sich wiederentdecken und nutzen lernen wollen. Es ist gedacht als vorbeugende, gesundheitsfördernde Maßnahme für all diejenigen, deren berufliches „Haupt-Arbeitsmittel“ die Stimme ist. Es wendet sich auch an Menschen, bei denen in Belastungssituationen des Berufsalltags gelegentlich Atem- und Stimmschwierigkeiten auftreten und die sich Erfahrungen und praktische Hinweise wünschen, um rechtzeitig einer dauerhaften Stimmstörung vorbeugen zu können.

    Wir nehmen uns Zeit und Raum, unsere ureigenste, manchmal unter „Schmutz und Belastungen“ vergrabene Stimme wiederzuentdecken. Über den Weg der intensiven Eigenerfahrung werden wir unsere Lebensmelodie kennenlernen und uns für die Möglichkeit öffnen, aus unserer innersten Quelle ein ganz persönliches Kraftlied geschenkt zu bekommen.

    Im Wechsel von praktischer Eigenerfahrung und theoretischer Einbindung, von ruhiger Innenkehr und spielerischer Gestaltung, von Kontemplation und gemeinsamer Reflexion, von Mut zur Abgrenzung und Lust an der Hingabe, von Alleinsein und Gemeinschaftserleben, Nähe und Distanz, Ausdruck und Eindruck … werden wir an der Erweiterung unserer Selbstwahrnehmung und körperlich-stimmlichen Ausdrucksfähigkeit arbeiten. Der Zusammenhang zwischen Körper, Atem, Stimme, Stimmung und Gesundheit wird unmittelbar erlebbar werden.

    Auf unserer Entdeckungsreise begleiten uns u.a.: Stimm- und Körperarbeit, Entspannung und Klangmassagen, Rituale und intensive Naturerfahrung, Körperklang und Resonanzräume, Tanz und Trance, Rhythmus und Kraft, Lieder und Improvisationen, Chakrenarbeit und Meditationen, Sinnlichkeit und Körperkontakt, Farben und Formen sowie faszinierende Stimmen aus vielen Kulturen der Welt. Und Stille.


    Gemeinsam werden wir die Lust an der Sinnlichkeit des Singens wiederentdecken.


    Seminarzeiten
    Beginn: DI, 02.06.2020, 17.00 Uhr
    Ende: SO, 07.06.2020, 13.00 Uhr

    Seminargebühr
    500,- € + Übernachtung / Verpflegung: 378,- € im EZ / 298,- € im DZ

    Ort
    Odenwald-Institut
    Trommstr. 25
    D-69483 Wald-Michelbach
    Google Maps

    Tel. 06207/605-0
    info@odenwaldinstitut.de
    www.odenwaldinstitut.de


    Anmeldung
    Die Anmeldung zum Seminar bitte direkt über das Odenwald-Institut:
    Odenwald-Institut


    Bei Fragen zum Seminar können Sie mir gerne direkt eine Nachricht schreiben.
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    Vom heilsamen Umgang mit inneren und äußeren Grenzen

    Ein not-wendiges Seminar für Menschen, die mit Menschen arbeiten und gesund bleiben wollen
    Seminarleitung: Sabine Rittner
    Assistenz: Peter Schaub
    Ort: Burghof Stauf in der Pfalz
    Fr., 13.11. – So.,15.11.2020


    Selbstwert und Beziehungsfähigkeit beruhen auf der Fähigkeit, klare und gleichzeitig durchlässige Grenzen aufbauen zu können. Wo diese fehlen oder zu hart gesetzt werden, laufen wir Gefahr, körperlich und emotional auszubrennen oder zu „verhungern“. Das adäquate Setzen von Grenzen geschieht zwischen den Extremen der Überforderung / Erschöpfung und der Einsamkeit / Isolation.

    Eine der schwierigsten Grenzziehungen ist jedoch jene hin zu den eigenen Ansprüchen, zu den Forderungen, die ich an mich selbst stelle. Sich auf gesunde und flexible Weise abgrenzen können bedeutet immer auch, die eigene Mitte wiederzufinden, zentriert zu sein.


    Inhalte
    Das Seminar bietet Gelegenheit zur intensiven Selbsterfahrung mit diesem Thema, das sowohl unser Privatleben mitgestaltet, als auch wesentlichen Einfluss auf unsere langfristig erfüllte berufliche Tätigkeit hat. Ganz besondere Bedeutung hat das Thema „Umgang mit Grenzen“ in helfenden / pädagogischen / therapeutischen Berufen. Ziel ist es, an diesem Wochenende Impulse für heilsame Veränderungsprozesse zu setzen. Dazu lernen die TeilnehmerInnen einfache und sehr effektive Techniken kennen, die sich in den Alltag gut übertragen lassen.

    Die Erweiterung dieses von mir bisher in verdichteter Kurzform angebotenen Seminars auf ein ganzes Wochenende hat den großen Vorteil, dass mehr Raum bleibt fürs Innehalten, Nachspüren, Verstehen und nicht zuletzt auch fürs Erholen in der wunderschönen umgebenden Natur des Seminarhauses Burghof Stauf.



    Methoden
    Übungen zur Selbst- und Fremdwahrnehmung, Partnerübungen, Coaching- Elemente, ein Selbsthilfe-Methodenbazaar, Klangtrance und Hypnotherapie, Reflexion und Information. Das Seminar enthält Phasen intensiver körperorientierter und auch musiktherapeutischer Selbsterfahrung. Sie erlernen darüber hinaus die „Übungen der Kraft“: eine Bewegungssequenz aus dem QiGong, die Klarheit und Abgrenzungsfähigkeit fördert und in Ihrem Alltag leicht einsetzbar ist. Wir nutzen kreative Ausdrucksmöglichkeiten (unsere Stimme, Bewegung, Malen, Schreiben, Musikmachen) und das Partner- und Kreisgespräch, um unseren Eindrücken Gestalt zu geben, sie zu verarbeiten und zu integrieren.

    → Die TeilnehmerInnen erhalten Informations- und Übungsmaterialien zur eigenen Weiterarbeit.


    Seminarleitung
    Sabine Rittner, mehr Informationen über mich finden Sie hier

    Assistenz
    Peter Schaub, Atemtherapeut


    Der Ort
    Ein lange Zeit leer stehendes Kinderheim auf einem keltischen Besiedelungsplatz und Burghügel in der Nordpfalz wurde von engagierten Menschen sowohl zu einem gemeinschaftlichten Wohnprojekt (www.gemeinschaft-burghofstauf.de), als auch zu einem Gästehaus-Retreatzentrum mit Seminarbetrieb (www.gaestehaus-stauf.de) umgebaut. An diesem wunderbaren Ort, mit weitem Blick über die liebliche pfälzer Hügellandschaft und Wälder, findet dieses Seminar statt. Wenige Gehminuten entfernt befindet sich auf einem Burghügel mit weitem Ausblick über das Tal ein ganz besonderer Kraftplatz. Wer sich vorher oder im Anschluss an das Seminarwochenende eine erholsame Auszeit z.B. mit Wanderungen im schönen Pfälzer Wald, Faulenzen, Massage oder anderen Wohlfühl-Einzelbehandlungen gönnen möchte, kann dies zusätzlich buchen in unserem „Gästehaus Burghof Stauf“.


    Rosenkranz

    Anreise
    mit der Bahn bis Eisenberg/Pfalz, von dort ist Abholung (10 Min. Weg) gerne möglich (5,-€ pro Fahrt).                     
    – im Auto mit Fahrgemeinschaften, eine Teilnehmerliste wird rechtzeitig versandt.

    Zeiten
    Beginn Fr., 18.00 Uhr (mit dem Abendessen) – Ende So., ca. 14.00 Uhr (nach dem Mittagessen)

    Die Kosten
    Seminargebühr: 290,- Euro (ermäß. 250,-€)  

    Unterkunft und Vollverpflegung:
    180,- € im Einzelzimmer / 168,- € im Doppelzimmer für die gesamte Zeit



    Verbindliche Teilnahme am Seminar über das folgende Anmeldeformular
    Die Anmeldebedingungen finden Sie hier
    Die Bestätigung und Zahlungsinformationen erhalten Sie im Anschluss per E-Mail.


        Ich willige ein, dass meine Angaben zur Kontaktaufnahme und Zuordnung für eventuelle Rückfragen dauerhaft gespeichert werden. Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen. Hinweis: Diese Einwilligung können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen, indem Sie eine E-Mail an info@sabinerittner.de schicken.

      Trance: Determinanten, Inhalte und Konsequenzen von Tranceerlebnissen


      Eine empirische Studie am Beispiel „Ritueller Körperhaltungen“


      Leitung der Studie
      Sabine Rittner, wiss. Mitarbeiterin und Musikpsychotherapeutin und Dr.sc.hum. Dipl. Psych. Mag. Christina Hunger

      Durchführung der Studie
      2003 – 2005

      Forschungsüberblick als Poster
      PDF Download

      Die StudienteilnehmerInnen
      An der Studie nahmen 19 TeilnehmerInnen (14 ♀, 5 ♂) der Selbsterfahrungsgruppe „Reisen in die andere Wirklichkeit“ (Leitung: Sabine Rittner) in Heidelberg teil. Die Zusammensetzung der Gruppe reichte von 6 Personen ohne Erfahrung in den Rituellen Körperhaltungen über 6 Personen mit einem mittleren Erfahrungsniveau bis hin zu 6 sehr erfahrene Personen, die sich schon seit mehr als fünf Jahren mit „Rituellen Körperhaltungen und ekstatischer Trance“ beschäftigen.

      Die untersuchten Rituellen Körperhaltungen
      Es wurden die Rituellen Körperhaltungen der „Bärenhaltung“, des „Olmekischen Prinzen“, des „Saami-Schamanen“ und der „Südmährischen Frau“ untersucht.

      Die Forschungsmethoden
      Als grundlegende Voraussetzung zu der Forschungsarbeit galt die umfassende Teilnahme der Forscherin Christina Hunger an der gesamten Selbsterfahrungsgruppe. So konnte sie die Trance in den ausgewählten Rituellen Körperhaltungen ganz unmittelbar erleben und war darüber hinaus auch in alle weiteren Prozesse der Gruppe direkt involviert.

      In einem selbst entwickelten Fragebogen schätzten sich die TeilnehmerInnen u.a. hinsichtlich ihrer Erfahrungen mit Rituellen Körperhaltungen ein. Sie erlaubten der Autorin, die Erzählberichte zu den Tranceerlebnissen in den Kreisgesprächen nach dem Ritual schriftlich festzuhalten. Nach Abschluss der Selbsterfahrungsgruppe stellten sich darüber hinaus 4 Neulinge und 4 in Rituellen Körperhaltungen sehr erfahrene Personen für spezifische Interviewfragen zur Verfügung.


      Fragestellungen, Ergebnisse und Diskussionen


      1. Fragestellung: „ERLEBNISSPEZIFITÄT“
      In Anlehnung an die von Goodman (1986) formulierte Annahme, dass jede Rituelle Körperhaltung ein spezifisches Erlebnis ermöglicht, lautet die erste Fragestellung: Sind die Tranceerlebnisse der TeilnehmerInnen während einer Rituellen Körperhaltung so ähnlich, dass sie sich von anderen Tranceerlebnissen in anderen Rituellen Körperhaltungen deutlich unterscheiden?

      Ergebnis
      In ihren Erzählungen berichten die TeilnehmerInnen wiederholt, sich in der Trance stark körperlich gespürt und viele visionäre Erlebnisse erfahren zu haben. Der Tranceinhalt – was körperlich erlebt wurde bzw. wie die Vision war – unterscheidet sich jedoch – entgegen der Annahme von Goodman – von Person zu Person.
      Ein Beispiel: Der Olmekische Prinz ermöglicht nach Goodman (1993) vielfältige Erlebnisse mit dem Element Wasser. Derartige Wahrnehmungen thematisieren jedoch nur drei der 19 StudienteilnehmerInnen. Und darüber hinaus werden Erlebnisse mit Wasser auch in den anderen Rituellen Körperhaltungen berichtet. Aus wissenschaftlich statistischer Sichtweise ist damit die Annahme spezifischer Tranceerlebnisse Ritueller Körperhaltungen abzulehnen.

      Diskussion
      Meiner Ansicht nach muss jedoch beachtet werden, dass in der vorliegenden Studie die spezifischen Erlebnisinhalte der Trance nicht direkt erfragt wurden. Vielmehr dienten die spontanen Erzählberichte der GruppenteilnehmerInnen im Anschluss an die Rituale der Hinterfragung der Erlebnisspezifität. Insofern gehe ich davon aus, dass sich die Häufigkeit der Erlebniselemente bei direkter Erfragung erhöhen würde. Aussagen zur Ablehnung bzw. Beibehaltung der Annahme der Erlebnisspezifität könnten dann eine zutreffendere Einschätzung geben, als diese allein aufgrund statistischer Werte möglich ist.


      2. Fragestellung: „DETERMINANTEN“ und „KONSEQUENZEN“
      Im zweiten Teil der Studie interessieren Fragen zu a) den Determinanten (Einflussgrößen), die auf die Art und Weise der erlebten Trance wirken und b) den Konsequenzen der Tranceerlebnisse, die möglicherweise zu Veränderungen im Umgang mit Anforderungen im alltäglichen Leben führen.

      Ergebnis
      Die Ergebnisse sind so vielfältig, dass sich im Folgenden ihre Darstellung auf 8 ausgewählte, besonders interessante Aspekte konzentriert.

      Die TeilnehmerInnen berichten, in ihren Tranceerlebnissen der Rituellen Körperhaltungen Antworten auf personale und transpersonale Fragestellungen zu finden. Sie schildern einerseits ein zunehmend besseres Verstehen ihrer eigenen persönlichen Prozesse als auch andererseits eine erhöhte Akzeptanz gegenüber anderen Personen. Im Alltag nehmen die GruppenteilnehmerInnen ihre körperlichen Prozesse, z.B. eine verkrampfte Körperhaltung nach zu langem Sitzen, bewusster wahr. Auch werden ihnen persönliche Kindheitsereignisse verständlicher. Sie schildern einen reflektierten Umgang mit Fragen an die eigene Biografie. TeilnehmerInnen aus sozial- und psychotherapeutischen Berufen beschreiben einen anerkennenderen Umgang gegenüber zunächst befremdlich erscheinenden Erlebnissen ihrer Klienten und Patienten ausgebildet zu haben. Sie berichten, dass sich ihr Verständnishorizont z.B. bezüglich Psychose nahen Erfahrungen seitens ihrer Klienten und Patienten, erweitert hat.
      Schwierigkeiten formulieren die TeilnehmerInnen hinsichtlich der Verbalisierung ihrer Tranceerlebnisse. Auch teilen sie diese außerhalb der Kreisgespräche kaum anderen Personen mit.

      Diskussion
      Das Fazit dieser Ergebnisse sehe ich in der Eignung Ritueller Körperhaltungen als Möglichkeit einer spirituellen Körper- und Psychotherapie.


      3. Fragestellung: „ERFAHRUNGSUNTERSCHIEDE“
      Im dritten Teil hinterfragt die Studie, wie sich das unterschiedliche Erfahrungsniveau der TeilnehmerInnen in ihren Tranceerlebnissen wieder spiegelt: Erleben Neulinge im Vergleich zu erfahrenen Personen die Trance Ritueller Körperhaltungen anders?

      Ergebnis
      GruppenteilnehmerInnen ohne Vorerfahrung in Rituellen Körperhaltungen schildern in ihren Trancen vor allem körperliche Prozesse wahrgenommen zu haben. Nicht selten wurden diese von schmerzhaften Empfindungen begleitet. Erfahrene Personen berichten dagegen häufiger von visionären Tranceerfahrungen. Mit zunehmender Tranceerfahrung beziehen auch die Neulinge visionäre Erlebnisse in ihre Beschreibungen ein und allein körperliche Wahrnehmungen werden geringer.

      Diskussion
      Die Besonderheiten in den Erzählungen von Neulingen und in Rituellen Körperhaltungen erfahrenen Personen erklären sich für mich im Rahmen der grundlegenden Annahmen der Kognitionspsychologie. TeilnehmerInnen ohne vorherige Erfahrungen verfügen über kein bzw. ein nur geringes „Trance-Wissen“ bzw. „Trance-Schema“. Sie suchen nach vergleichbaren Situationen, um sich ihre Tranceerlebnisse erklären zu können (assimilieren), wobei ihnen die Möglichkeiten der ekstatischen Trance und visionären Erfahrung noch wenig bekannt sind. Gegenteilig zu den Neulingen wissen erfahrene Personen ihre Tranceerlebnisse sehr gut einzuordnen und bilden darüber hinaus neue kognitive Strukturen aus (akkomodieren).

      Ein Beispiel: Eine neue Teilnehmerin berichtet über so furchtbare Schulterschmerzen während der Trance, dass sie sich gezwungen sah, die Trance abzubrechen. Eine erfahrene Teilnehmerin schildert ähnliche Schmerzen. In ihrer weiteren Erzählung ordnet sie diese jedoch den Krallen eines Adlers zu, der sich auf ihre Schultern gesetzt hatte, um sie in der weiteren Trance im Flug mit in einen anderen Teil des schamanischen Weltenbaumes zu nehmen. Bei der Rückkehr aus der Trance stellt sie fest, dass sich ihre Schulterschmerzen aufgelöst haben.


      Literatur

      Goodman, F. D. (1986)
      Body posture and the religious altered state of consciousness: An experimental investigation
      Journal of Humanistic Psychology, 26 (3), 81-118.

      Goodman, F. D. (1993)
      Wo die Geister auf den Winden reiten: Trancereisen und ekstatische Erlebnisse
      Freiburg: Hermann Bauer.


      Projektbezogene Publikationen

      Hunger, Christina and Rittner, Sabine (2015)
      Ritual Body Postures: Empirical Study of a Neurophysiological Unique Altered State of Consciousness
      In: The Humanistic Psychologist, 43:4, p. 371-394. UK: Taler and Francis.
      PDF Download

      Rittner, Sabine und Hunger, Christina (2013)
      Blute in die Erde – Der ritualisierte Einsatz ekstatischer Trancezustände in der Psychotherapie – Forschung und Praxis
      In: Passie, Torsten (Hg.): Ekstasen: Kontexte – Formen – Wirkungen. Bibliotheca Academica.
      Würzburg: Ergon Verlag. S. 311 – 325.
      PDF Download

      Hunger, Christina (2005)
      Trance: Determinanten, Inhalte und Konsequenzen. Eine empirische Studie am Beispiel Ritueller Körperhaltungen
      Diplomarbeit Psychologie, Universität Landau.

       

      Die Klang- und Mustermedizin der Shipibo-Conibo im Amazonastiefland von Peru


      Beschreibung der psycho-physischen Wirkungen der Icaro-Gesänge aus Sicht der Ayahuasqueros.

      Eine Feldforschungs-Studie in Ost-Peru.


      Leitung und Durchführung
      Sabine Rittner, Wiss. Mitarbeiterin, Musikpsychotherapeutin

      Projektzeitraum
      2004 – 2006

      Datenerhebungszeitraum
      Juli – Oktober 2005

      1. Forschungsgegenstand
      Die Shipibo-Conibo-Shetebo sind ein indigene Volksgruppe der Ureinwohner Ost-Perus (Selva-Gebiet), die in mehreren Dörfern im Amazonastiefland am Oberlauf des Ucayalli, einem Quellfluß des Amazonas, angesiedelt sind. Sie beherrschen die außergewöhnliche „Kunst der geometrischen Muster“, die in vielfältiger Weise künstlerisch dargestellt werden: als Körperbemalung, als Stickerei auf Kleidung, auf Keramiken. Anhand der visionären Linienstrukturen im Energiefeld eines Menschen können die Heiler und Heilerinnen der Shipibo während des nächtlichen Heilrituals unter dem durch Ayahuasca veränderten Bewusstseinszustand den Gesundheitszustand des Klienten/der Klientin diagnostizieren.

      Das mächtigste Heilmittel des Ayahuasqueros zur Steuerung und Modellierung des veränderten Bewusstseinszustandes und zur therapeutischen Beeinflussung des Gesundheitszustandes seiner Klienten sind seine Gesänge, die „Icaros“ und „Mariris“. Diese Gesänge dienen als Schutz, als Begleiter und „Führer durch das Labyrinth“ der Halluzinationen. Mit ihnen können beim Klienten gezielt Visionen erzeugt und diese gesteuert und moduliert werden.

      Diese Icaros sind leise gesungene, wiederkehrende, sprachfreie, melodische Gesänge. Mariris hingegen sind Gesänge mit festgelegten Texten. Beide Arten von Gesängen werden traditionell entweder vom Lehrmeister persönlich an den Schüler weitergegeben oder aber, dies noch häufiger, während der mehrjährigen Lehrzeit in der Isolation des Regenwaldes erlernt. Die Heiler betonen, dass sie ihre Kenntnisse direkt von den Geistern („madres“) der meist halluzinogen wirksamen Pflanzen vermittelt bekommen (Meisterpflanzen oder „doctores“).

      Die traditionelle, heute in Stadtnähe z.T. ergänzend zur westlichen Medizin angewandte Erfahrungsheilkunde der Tieflandindianer Perus, basiert im Wesentlichen auf der Kenntnis der Wirksamkeit endogener Pflanzen. Träger dieses Wissens sind kräuterheilkundige Curanderos, Vegetalistas oder Ayahuasqueros (Männer und in geringerer Zahl auch Frauen). Zur Anwendung kommen in der Behandlung neben dem nächtlichen Gruppen-Heilritual u.a. innere Reinigungen („purga“), Dampfbäder, Waschungen, Klistiere, Einreibungen, Massagen, Tees, Diäten und Kräuterverschreibungen. Im allgemeinen nimmt im Heilritual der Ayahuasquero als auch seine Assistenten Ayahuasca ein, die Patienten und ihre ggf. anwesenden Angehörigen trinken bei der untersuchten Ethnie traditionell kein Ayahuasca während des nächtlichen Heilrituals.


      Ayahuasca (auch genannt „Santo Daime“, „Yage“ oder „Natem“) ist eine halluzinogene Substanz, die aus der Liane Banisteriopsis caapi und je nach Zielsetzung des Rituals aus verschiedenen pflanzlichen Zusatzstoffen („chakruna“) durch Einkochung extrahiert wird. Dabei unterscheidet man Zusätze, „die reisen lassen“, die „sehen lassen“, die „heilen lehren“ etc. Bei den Shipibo kennt man vier Arten: „wahren Ayahuasca“, „camaramti“, „chahua“ und „masha“ (Andritzky, 1999). Pharmakologisch besteht Ayahuasca aus den Alkaloiden Harmin, Harmalin und Tetrahydroharmin in Verbindung mit DMT (Dimethyltryptamin).

      Es existiert umfangreiche wissenschaftliche Fachliteratur über den in verschiedenen Regionen und Bevölkerungsgruppen des Amazonastieflandes recht unterschiedlichen rituellen Einsatz von Ayahuasca zu Heilzwecken, über die psychologische Wirkung, Pharmakologie, Mythologie und Geschichte des halluzinogenen Substanzgemischs (z.B. Schultes und Hofmann, 1992; Andritzky, 1999; Shanon, 2002). Auffallend dabei ist, dass die dabei verwendete Musik, speziell die Gesänge der Ayahuasqueros, zwar am Rande Erwähnung finden, dass sie jedoch bisher nur in wenigen Veröffentlichungsn im Fokus des wissenschaftlichen Interessen standen (Katz und Dopkin de Rios, 1971; Luna, 1984; Dopkin de Rios, 2003). „Even though the icaros are considered the main expression of the healer’s or „curandero’s“ power and have a central place in their healing practices (…), specific literature on them is scarce, particularly with respect to how the icaros heal.” (Bustos, 2004, S.1)



      2. Zielsetzung
      Das Ziel der Studie war eine qualitative, ethnopsychologische Wirkungsforschung zum klanginduzierten visionären Erleben von indigenen Heilern des peruanischen Amazonasgebietes und ihren Klienten. Es handelt sich um einen phänomenologischen Zugang zum Forschungsfeld, bei dem die subjektive Einschätzung der an den Heilungsritualen Beteiligten im Zentrum der Aufmerksamkeit steht.

      Die Studie sollte dazu beitragen, das Wissen um den gezielten Einsatz von Musik, hier speziell der menschlichen Stimme, zur Induktion und Modellierung von veränderten Wachbewusstseinszuständen weiter zu vertiefen und anhand der oral tradierten Erfahrung ostperuanischer Heiler und Heilerinnen zu fundieren. Die systematische Aufarbeitung dieses überlieferten Wissens kann einen transkulturellen Beitrag zum fokussierten therapeutischen Einsatz von Musik und Stimme im Kontext westeuropäischer Psychotherapie leisten.
      Diese interdisziplinäre Forschungsarbeit war im Schnittfeld verschiedener Fachdisziplinen angesiedelt: Bewusstseinsforschung, Psychologie, Medizin, Musikwissenschaft, Ethnologie, Musiktherapie, Creative Arts.


      3. Fragestellungen
      → Hauptfrage: Welche subjektive Wirkung wird den Icaros-Gesängen von den am Ayahuasca-Ritual Beteiligten zugeschrieben?

      → Weitere Fragen: Welche Bedeutung haben die visionären, geometrischen „energetischen Muster“ der Shipibo für den Veränderungsprozess des Klienten/der Klientin?

      4. Methodische Überlegungen zur Studie
      4.1. Stichprobe
      Es wurden 10 Ayahuasqueros/-as (Indigenos der Shipibo und Mestizen), sowie 3 indigene und 3 westliche Klienten interviewt: N= 16.
      Zusätzlich flossen die Eigenerfahrungen der Autorin aus der teilnehmenden Beobachtung in Form von Tagebuchaufzeichnungen, Gemälden und Tonaufnahmen in einen gesonderten Auswertungsteil mit ein.

      4.2. Rekrutierung
      Während eines mehrmonatigen Feldforschungsaufenthaltes der Autorin in Ost-Peru wurden in den Shipibo Dörfern Santa Clara, Nuevo Ceilan und Caimito Interviews durchgeführt. Die Bereitschaft der örtlichen Interviewpartner zur Mitarbeit war gewährleistet, da die Untersuchung in enger Zusammenarbeit mit zwei langjährig felderfahrenen Forscherinnen und Dolmetscherinnen stattfand.

      4.3. Erhebungsmethode
      Die Musik (Icaro-Gesänge) der mehrstündigen nächtlichen Heilrituale der Ayahuayqueros wurde klanglich vollständig aufgezeichnet. Eine Video-Dokumentation der Heilsitzungen war nicht möglich, da die Dunkelheit einen wesentlichen Wirkfaktor für das halluzinogen- und klanginduzierte visionäre Erleben darstellt. Künstliche Beleuchtung würde das traditionelle Setting unzulässig verändern.

      Datenmaterial wurde aus halbstrukturierten Leitfaden-Interviews sowie aus den der teilnehmenden Beobachtung entsprungenen Feldforschungs-Tagebuchaufzeichnungen der Autorin gewonnen. Möglichst zeitnah nach dem Ayahuasca-Ritual, wenn möglich am nächsten Morgen, wurden Interviews sowohl mit den Shipibo-Schamanen als auch mit den indigenen Klienten geführt. Ebenso wurden anwesende Klienten aus dem westlichen Kulturkreis möglichst zeitnah nach der nächtlichen Sitzung befragt.

      Während der Interviews wird der Bezug zu musikalischen Passagen aus dem vorangegannenen Ritual wiederhergestellt, indem die interviewte Person ausgewählte kurze Ausschnitte aus der nächtlichen Heilungszeremonie über Kopfhörer vorgespielt bekommt.
      Die Interviews wurden digital aufgezeichnet, später transkribiert und wo erforderlich übersetzt (Shipibo – Spanisch – Deutsch).

      4.4. Auswertungsmethode
      Qualitative Inhaltsanalyse der halbstrukturierten Interviews sowie der Feldforschungs-Tagebücher aus der teilnehmenden Beobachtung der Autorin.


      5. Zeitplan
      Januar 2004 – Juni 2005: Planung, Recherchen und Vorbereitung der Studie
      Juli – Oktober 2005: Feldforschungsaufenthalt in Ost-Peru
      Oktober 2005 – Dezember 2005: Transkription und Übersetzung des Datenmaterials
      Januar – Juli 2006: Auswertung
      Ab August 2006: Publikationen


      6. Finanzierung
      Der für die Studie erforderliche Feldforschungsaufenthalt in Peru wurde aus persönlichen Mitteln der Autorin finanziert. Für Transkription und Übersetzung des Datenmaterials wurden Mittel der Abteilung für Medizinische Psychologie und des „Fördervereins Zukunftsmusik e.V. an der Abteilung für Medizinische Psychologie“ eingesetzt.


      Projektbezogene Publikationen

      Rittner, Sabine (2016)
      The sound and pattern-medicine of the Shipibo in the Amazon lowlands of Peru – Ethnotherapeutical reflections on beneficial attitudes in Shamanism and in Music Therapy
      Lecture at the 44. Nishi-Nippon Association of Art Therapy Conference “Folk Customs, Culture, Art and Music Therapy” Izumi Hospital, Okinawa 27th July 2015.
      Published in Japanese and English in: Nishi-Nippon Bulletin of Art Therapy, No. 44, 2016, p. 7 – 37. Japan.

      Rittner, Sabine (2015)
      Shamanism and Community – Encounters with Sound Healing Experts in the Amazon Lowlands of Peru
      In: Yoshihide Takaesu (Hg.): The Izumi Journal of Health Ecology. Vol. 30. Okinawa, Japan.

      Rittner, Sabine (2012)
      Rituale, Trance, Ekstase – Alte Wege zu neuer Verbundenheit.
      In: Was uns verbindet – Energie und Empathie. Tagungsband 31.Goldegger Dialoge. Kulturverein Schloss Godlegg, Eigenverlag.

      Rittner, Sabine (2008)
      Sound – Trance – Healing. The sound and patternmedicine of the Shipibo in the Amazon lowlands of Peru
      In: Cuyamungue Institute Newsletter, April 2008. New Mexico.

      Rittner, Sabine (2008)
      Klang-Trance-Heilung. Die Klang- und Mustermedizin der Shipibo im Amazonastiefland von Peru
      In: W.Bossinger, R.Eckle (Hg.). Schwingung und Gesundheit. S.81-104. Battweiler: Traumzeit-Verlag.

      Rittner, Sabine (2007)
      Sound – Trance – Healing. The sound and pattern medicine of the Shipibo in the Amazon lowlands of Peru
      In: Music Therapy Today (online 18th July). Internet Vol.VIII (2), page 196-235. University Witten/Herdecke, Chair for Qualitative Research in Medicine (Hg.). www.musictherapyworld.net
      PDF Download

      Rittner, Sabine (2006)
      Klang – Trance – Heilung: Veränderte Bewußtseinszustände zwischen Schamanismus, Wissenschaft und Psychotherapie
      Vortrag, erschienen als DVD im Kontext der Vortragsreihe „Schwingung und Gesundheit“, Hg. Wolfgang Bossinger. Göppingen.

      Rittner, Sabine (2006)
      Hilfe zur Selbsthilfe: Kleine Hilfen mit Atem, Stimme, Körper. Der Gesang der heilsamen Muster
      In: H.-H. Decker-Voigt, R.Spintge (Hg.): Musik und Gesundsein, Halbjahreszeitung für Musik in Therapie, Medizin und Beratung. Ausgabe 11/2006, S.28. Lilienthal: Eres.

       

      Klang und Trance im EEG – Brainmapping verschiedener Tranceinduktionsmethoden im rituellen Setting


      Ein Kooperationsprojekt zwischen der Abteilung für Medizinische Psychologie der Universitätsklinik Heidelberg und dem Institut für Musiktherapie der Universität Witten/Herdecke

      Projektdauer
      2001-2004

      Durchführung der Messungen und Datenerhebung
      7.9.2002

      Das Forschungsteam
      Projektleitung Sabine Rittner, Universitätsklinik Heidelberg, Abt. für Medizinische Psychologie, sowie Prof. Dr. Jörg Fachner (damals Universität Witten/Herdecke, derzeit Dept. of Music and Performing Arts, Cambridge, GB). Des weiteren: Prof.Dr.Rolf Verres und Dr. Horst Scherg, Universitätsklinik Heidelberg, Abt. für Medizinische Psychologie; Prof. Dr. David Aldridge, Universität Witten/Herdecke, Institut für Musiktherapie. Das Forschungsteam bestand darüber hinaus aus einer Diplomandin/Psychologie sowie zwei Praktikanten/Musiktherapie.

      Der Studie liegt die Annahme zugrunde, dass verschiedene mentale Phänomene, die unter den Begriffen „Trance“ und „Vigilanz“ subsummiert werden, sowohl unabhängig voneinander variieren können, als auch gleichzeitig induziert werden können. Untersucht wurden die Zusammenhänge zwischen subjektivem Tranceerleben, objektivierbarer Trancetiefe, messbarer Vigilanz und lokalisierbarer Gehirnaktivität im topographischen Elektroenzephalogramm.

      Im Focus der Untersuchung standen vier verschiedene erprobte rezeptive Verfahren, deren tranceinduzierende Wirkungen auf die Versuchspersonen gemessen und miteinander verglichen wurden:

      1. Körpermonochord („Somasandawa“ nach H.P. Klein)
      2. monochrome Stimmklänge
      3. Peruvian Whistling Vessels (altperuanische Pfeifengefäße, trad. nach D. Statnekov)
      4. eine „Rituelle Körperhaltung“ mit Rassel-Stimulation („Der olmekische Prinz“, trad. nach F. Goodman)

      Mit diesen Verfahren können sowohl primär trophotrope als auch primär ergotrope veränderte Wachbewusstseinszustände ausgelöst werden. Die Messungen wurden im Rahmen eines dem Forschungsgegenstand angemessenen rituellen Gruppensettings (naturalistisches Design) an einem Tag im September 2002 an der Abteilung für Medizinische Psychologie der Universitätsklinik Heidelberg durchgeführt.

      Neben der systematischen Variation der oben genannten Induktionsmethoden wurden schriftliche Spontanäußerungen der Versuchspersonen und Gruppenteilnehmer mit den objektivierbaren physiologischen Parametern korreliert. Es handelt sich um einen multiperspektivischen Forschungsansatz, in dem drei verschiedene methodische Zugänge zum Forschungsgegenstand gewählt und in der Auswertung miteinander in Beziehung gesetzt wurden:


      1. Bildgebendes Verfahren
      Mit Hilfe eines topographischen quantitativen Spontan EEGs (EEG-Brainmapping) wurde die topographische Veränderung von Vigilanzzuständen bei 2 Versuchspersonen gemessen. Diese Einbettung der Messungen mit Hilfe eines transportablen EEG-Messgerätes in ein nicht-artifizielles, vertrautes, rituelles Setting im Rahmen einer den Versuchspersonen bekannten Gruppe erscheint besonders wichtig. Anders als eine isolierte Laborsituation gewährleistet diese Vertrautheit der Gruppensituation den erlebnisunterstützenden soziophysiologischen Einfluss auf die klanginduzierten Tranceerfahrungen aller Beteiligten. Auf diese Weise können verfremdende Einflüsse des Settings (Labor-Artefakte) vermieden werden.

      2. Quantitative Untersuchung
      Es kamen zwei verschiedene Fragebogenbatterien zum Einsatz: „5D-APZ“ von Dittrich, Lamparter und Maurer, Zürich 1999 und „Phenomenology of Consciousness Inventory“ (PCI) von Pekala, 1982, 1991 in der deutschen Fassung von Ulrich Ott, Universität Giessen.


      3. Qualitative Untersuchung
      Die schriftlich fixierten persönlichen Erlebnisse der Versuchspersonen und der Gruppenteilnehmer wurden in Form einer qualitativen Exploration inhaltsanalytisch ausgewertet, miteinander verglichen und mit den Ergebnissen der Auswertung von 1. und 2. in Beziehung gesetzt.


      Ziel dieser Pilotstudie war die wissenschaftliche Überprüfung und Fundierung rezeptiv musiktherapeutischer und aus dem Kontext der Anthropologie stammender Behandlungsverfahren zur Tranceinduktion sowie deren Einbettung in Erkenntnisse aus der Bewusstseinsforschung.

      Die Pilotstudie wurde aus Mitteln der Abt. für Medizinische Psychologie der Universitätsklinik Heidelberg (Leitung Prof. Dr. Rolf Verres) finanziert.


      Projektbezogene Publikationen

      Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2003)
      Sound and trance in a ritualistic setting – two single cases with EEG brainmapping
      In: Brain Topography, Vol.16, No.2, Winter 2003. S. 121. Human Sciences Press.

      Rittner, Sabine (2003)
      Brainmapping of different Tranceinduktion Methods in a ritual setting
      In: Nauwald, Nana, Goodman, Felicitas D. (Hg.): Ecstatic Trance: New Ritual Bodypostures. A Workbook. Binkey Kok Publications.

      Rittner, Sabine; Fachner, Jörg (2004)
      Klang und Trance im EEG – Brainmapping mit dem Ganzkörper-Monochord im therapeutischen Setting
      In: Musiktherapeutische Umschau, Bd.25, 1. Göttingen: Vandenhoeck & Rupprecht.

      Rittner, Sabine; Fachner, Jörg (2004)
      Klang und Trance im EEG – Brainmapping verschiedener Tranceinduktionsmethoden im rituellen Setting
      In: Musiktherapeutische Umschau Online, Bd.25, 1. (www.musiktherapie.de)
      PDF Download: Klang und Trance im EEG

      Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2004)
      Sound and trance in a ritualistic setting visualised with EEG Brainmapping
      In: Music Therapy Today (online). University Witten/Herdecke, Chair for Qualitative Research in Medicine (Hg.). Internet Vol. V, Issue 2.
      PDF Download: Sound and trance in a ritualistic setting visualised with EEG Brainmapping

      Rittner, Sabine (2004)
      Brainmapping verschiedener Tranceinduktionsmethoden im rituellen Setting
      In: Nauwald, Nana; Goodman, Felicitas (Hg.): Ekstatische Trance. Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance. S. 39 – 40. Havelte / Holland: Binkey Kok.

      Gesell, Daniela (2004)
      Klang & Trance. Qualitative Auswertung klanginduzierter Trancezustände im Rahmen einer Pilotstudie
      Diplomarbeit Psychologie, Universität Heidelberg.

      Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2005)
      Music and altered states of consciousness (ASC). Sound and trance in a ritualistic setting visualised with EEG Brainmapping
      In: Aldridge, D.; Fachner, J.; Erkkilä, J. (Hg.): Many Faces of Music Therapy – Proceedings of the 6 th European Music Therapy Congress, June 16 – 20,2004 . Finland: Jyväskylä. S. 942 – 973. E-Book (PDF) available at: Music Therapy Today.com Vol 6, Issue 4, Nov. 2005.
      PDF Download: Music and altered states of consciousness (ASC), sound and trance in a ritualistic setting

      Rittner, Sabine (2007)
      Trance und Ritual in Psychotherapie und Forschung
      In: Jungaberle, H.; Verres, R.; Dubois, F. (Hg.): Rituale erneuern. Psychosozial Verlag.

      Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2007)
      EEG brainmapping of trance states induced by Monochord and Ritual Body Postures in a ritualistic setting
      In: Isabelle Frohne-Hagemann (Hg.): Receptive Music Therapy – Theory and Practice. Wiesbaden: Reichert Verlag.

      Rittner, Sabine (2008)
      Brainmapping verschiedener Tranceinduktionsmethoden im rituellen Setting.
      Erschienen in russischer Sprache.
      In: Nauwald, Nana, Goodman, Felicitas (Hg.): Ekstatische Trance. Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance. S. 50 – 52. Moskau. ISBN 978-5-386-00703-4

      Rittner, Sabine (2011)
      Brainmapping verschiedener Tranceinduktionsmethoden im rituellen Setting
      In: Nauwald, Nana, Goodman, Felicitas (Hg.): Ekstatische Trance. Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance. S. 43-45. AT-Verlag.

      Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2011)
      Ethnotherapy, Music and Trance: An Investigation into Sound-Trance-Induction
      In: Dean Cvetkovic et al. (Hg.). States of Consciousness: Experimental Insights into Meditation, Waking, Sleep and Dreams. Heidelberg: Springer Verlag, The Frontiers Collection Series. P.235-256. ISBN 978-3-642-18046-0

      Rittner, Sabine (2012)
      Klang – Trance – Heilung: Veränderte Bewusstseinszustände zwischen Schamanismus, Wissenschaft und Musikpsychotherapie
      Erschienen in japanischer Sprache.
      In: Clinical Music Therapy. The Association of Clinical Music Therapy, Kyushu, Japan. Übersetzung: Yukiko Mizokami. S. 10–30.

       

      Musikpsychotherapie


      In meinen Beratungen, Therapien und Coachings spielen nonverbale und körperorientierte Zugänge zu unbewussten Ressourcen eine wichtige Rolle. Die Musiktherapie bietet hier reichhaltige Zugänge: rezeptiv, über die unmittelbare Wirkung von Klängen in der Klangtrance und aktiv über den Ausdruck von Gefühlen beim improvisierenden Spiel mit Instrumenten.


      So kann man zum Beispiel beim Liegen auf dem Ganzkörper-Monochord die Klänge nicht nur hören, sondern gleichzeitig im gesamten Körper spüren und sich von seinen Schwingungen und Vibrationen in andere Wahrnehmungsräume tragen lassen. Gerne setze ich auch meine Stimme mit ein und begleite singend die therapeutischen Prozesse.


      Die „Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft“ (DMTG) definiert es folgendermaßen:
      „Musiktherapie ist der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit. (…) Der Begriff „Musiktherapie“ ist eine summarische Bezeichnung für unterschiedliche musiktherapeutische Konzeptionen, die ihrem Wesen nach als psychotherapeutische zu charakterisieren sind, in Abgrenzung zu pharmakologischer und physikalischer Therapie.“

      Während einer Therapiestunde „vergesse“ ich manchmal alles andere um mich herum. Ich tauche ein in die Tiefendimension des Augenblicks, die Begegnung, den momentanen Prozess, den ich als Gestalt höre, spüre, sehe. Häufig gehe ich in einen tranceartigen Zustand fokussierter Präsenz, einen Ort innerer Stille und Klarheit, an welchem Wissen, Erfahrung und Intuition miteinander verschmelzen …

      Was einzig und allein „heilt“, besser: festgefahrene Reaktions- und Erlebnisweisen wieder ins Fließen bringt, Veränderung stimuliert, ist das Aufschließen vorhandener Ressourcen in der Neuerfahrung einer gelungenen, von Achtung und Liebe getragenen Beziehung. Die jeweilige Methode kann dabei immer nur das Vehikel sein.

       

      Künstlerische Tätigkeit


      „ …all das, was du ja auch in deiner eigenen künstlerischen Arbeit ausdrückst, kannst du auch authentisch in deinen Seminaren weitergeben.“


      Die bildende Kunst in all ihren Facetten ist für mich eine Lebensquelle, die mich neben der Musik immer schon begleitet. Seit 30 Jahren arbeite ich leidenschaftlich mit experimentellem Bewegungstheater und Gesang, mit freier Malerei, Fotografie und Kunstkeramik. Gelegentlich zeige ich meine Arbeiten auch in Ausstellungen:
      www.SabineRittner-Kunst.de

      Für mich erwächst Schöpfungskraft aus einem Resonanzprozess im Dialog zwischen Innenraum und Außenraum und aus der rituellen Begegnung mit anderen Wirklichkeiten. Diese stellen für mich eine unerschöpfliche Quelle künstlerischen Ausdrucks dar. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch die Fähigkeit zu synästhetischem Erleben (Gleichzeitigkeit von Wahrnehmungen auf verschiedenen Sinneskanälen) in sich trägt. Dieses Potenzial kann mit Hilfe von Ritualen der Wahrnehmungsveränderung wiederentdeckt und für den künstlerischen Ausdruck gezielt nutzbar gemacht werden. Es ist zutiefst erfüllend für mich, in Selbsterfahrungs- und Fortbildungsseminaren meine künstlerische Erfahrung und mein Wissen an Laien wie an Professionelle weiterzugeben.


      Eine Teilnehmerin schreibt:
      „Deine besondere Gabe, Grenzen aufzulösen, es fließen zu lassen, von einer Ausdrucksform in die andere überzugehen bzw. diese Ausdrucksformen ineinander fließen zu lassen, all das, was du ja auch in deiner eigenen künstlerischen Arbeit ausdrückst, kannst du auch authentisch in deinen Seminaren weitergeben.“

      Alice S. aus Österreich nach dem Seminar „Wecke und lebe die Künstlerin/den Künstler in dir“
      im August 2014 im Odenwald-Institut


      Reiseimpressionen:
      „Tanz zwischen Schmerz und Ekstase“ Aquarell, Kreide, Wachs und Kohle auf Papier, 24 x 32 cm, entstanden im Tarot-Garten von Niki de Saint Phalle, Toskana, 2008


      „Ghana Banamli I“ Aquarell, Kreide, Wachs und Kohle auf Papier, 24 x 32 cm, entstanden in Cape Coast, Ghana 2010


      Interview mit Sabine Rittner über ihre therapeutische Haltung und Musiktherapie

      Rittner, Sabine (2002). Nachgefragt. Interview zur Person.
      Erschienen in: Musiktherapeutische Umschau Bd.23, 1. S.72-79.
      Göttingen: Vandenhoeck&Rupprecht.


      Ausbildung/theoretischer Hintergrund: Musikstudium, Musiktherapie-Zusatzstudium, Sonderschulpädagogik, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (Approbation), Gestalt-, Atem- und Körpertherapie, Tanztherapie, Ericksonsche Hypnotherapie, Systemische Therapie, Anthropologie, Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance (F.Goodman), Transpersonale Psychologie.

      Derzeitiges Arbeitsfeld: Universitätsklinik Heidelberg, Abt. für Medizinische Psychologie (Lehre, Psychotherapie, Musiktherapie-Forschung: Projekt „StimMusTher“); Supervision und Coaching in eigener Praxis; Vorträge, Seminare und Workshops.

      Klientel: Psychosomatik, Onkologie, chron. Krankheiten, Frühtraumatisierungen, Stimmstörungen, allg. Lebenskrisen. 13 Jahre Musikpsychotherapie mit Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen, seit 1990 nur noch mit Erwachsenen. Außerdem: Musiktherapeuten, berufliche Interessenten, Studenten, Selbsterfahrungs-Gruppen, Aus- und Weiterbildungsgruppen.

      Berufserfahrung in Jahren: 24


      Was heißt „Hören“ für Sie?
      Kontakt. Kontakt nach außen, Kontakt nach innen -hineinlauschend oder heraushörend-, in besonderen Augenblicken auch Kontakt zum Unhörbaren.

      Ganzkörperlich horchend die Zwischentöne erspüren: Klangfarben – Farbklänge – Tonbewegung – Klangstruktur … multisensorisch, synästhetisch. In Trance ist jeder Mensch Synästhetiker.


      In welcher Atmosphäre arbeiten Sie – was tun Sie dafür?
      Während einer Therapiestunde oder eines Seminars „vergesse“ ich alles andere um mich herum. Ich tauche ein in die Tiefendimension des Augenblicks, die Begegnung, den momentanen Prozeß, den ich als Gestalt höre, spüre, sehe. Häufig gehe ich in einen tranceartigen Zustand focussierter Präsenz, einen Ort innerer Stille und Klarheit, an welchem Wissen, Erfahrung und Intuition miteinander verschmelzen …

      Darüberhinaus sorge ich seit Anbeginn meiner Berufstätigkeit für eine große Vielfalt meiner Tätigkeitsbereiche, um der Routine vorzubeugen, immer wieder andere Saiten von mir anzuregen, nie festzufahren. Auch liebe ich neue Herausforderungen und Erfahrungen, die meine Bewußtseins-Grenzen erweitern.


      Was wirkt wie in der Musiktherapie?
      Die verschiedenen Parameter der Musik haben sehr unterschiedliche psychophysische Wirkfelder, auf die einzugehen diesen Rahmen natürlich sprengen würde. Speziell zum „Wirkfaktor Stimme“ habe ich ja vieles bereits geschrieben. Was jedoch tatsächlich „wirkt“, d.h. hindurchschwingt, günstigstenfalls heilt, das sind nicht therapeutische „Techniken“, auch nicht Töne, Klänge, Rhythmen, Skalen oder Melodien per se. Diese wirken immer unter dem Einfluß der Biografie, des gesellschaftlichen und situativen Kontextes, von set und setting, in denen sie gehört, gespürt, erfahren werden können. Die Art und Weise ihrer Aufnahme und Verarbeitung ist Ausdruck einer Beziehung: zu mir selbst, zum anderen, zur Welt.

      Die Musik, aber auch der Atem, die Stimme, die Bewegung, die achtsame Berührung, das Visualisieren, das Spürbewußtsein fungieren für mich als Mittler, als körpereigene Berater. Mit dem ihnen innewohnenden Selbstheilungspotential sind sie kompetente Begleiter beim Oszillieren zwischen Regression, Stagnation und Progression im therapeutischen Prozess. Daher bezeichne ich meinen methodischen Ansatz als „Körperorientierte Musikpsychotherapie“. Dies meint die Einbeziehung von verschiedensten Formen des direkten oder indirekten Körperkontaktes in Diagnostik und Therapie, d.h. von Körperwahrnehmung, Körperhaltung, Berührung, Bewegungsgestalt, Atemfocussierung, Stimmausdruck, „soundhealing“ und veränderten Bewußtseinszuständen zusätzlich zur Interaktion mit Hilfe von Musikinstrumenten. Mein großes Anliegen ist die Schulung von Musiktherapeuten im theoretisch und methodisch fundierten Einsatz ihrer Stimme, ihres eigenen Körpers und dessen Grenzen sowie im Umgang mit Trancezuständen in der Musikpsychotherapie.

      Was einzig und allein „heilt“, besser: festgefahrene Reaktions- und Erlebnisweisen wieder ins Fließen bringt, Veränderung stimuliert, ist -und da bin ich durchaus altmodisch- das Aufschließen vorhandener Ressourcen in der Neuerfahrung einer gelungenen, von Achtung und Liebe getragenen Beziehung. Die jeweilige Methode kann dabei immer nur das Vehikel sein.


      Musik ermöglicht vieles in der Therapie; doch was verhindert sie?
      Manchmal Klarheit, Konkretisierung, Alltagsübertragbarkeit, Struktur, rationales Verstehen. Menschen, die sich beispielsweise in einer chronischen „Problemtrance“ befinden, oder solche, die überlebt haben, indem sie zeitweise ihren Körper „verlassen“ oder dissoziieren, brauchen zusätzlich zur Musik Faßbares, Sichtbares und immer wieder auch das Abstand-nehmen-können im reflektierenden Gespräch.


      Was passiert in einer Musiktherapie-Stunde ohne Musik?
      Verbale oder nonverbale Aufarbeitung und Vertiefung, Atem-, Stimm- und Körperarbeit, verschiedene Methoden zur themenfocussierten Induktion von Trancezuständen, systemische Strukturaufstellungen, Gestaltarbeit, Bewegung, Malen … Und Stille.
      Musik aktiv oder rezeptiv -wobei ich in der Einzeltherapie ausschließlich selbst gespielte Musik einsetze- ist für mich eine von vielen Möglichkeiten der Konfliktbearbeitung, absolut gleichberechtigt neben anderen sehr gezielt einsetzbaren Zugangswegen.


      Wie regulieren Sie in der Improvisation die Impulse zwischen Innen und Außen?
      Methodisch, und ich überprüfe sie, indem ich meinen Körper befrage. Er ist mein kompetentester Ratgeber. Ebenso reguliere ich meine Impulse intuitiv und überprüfe sie erst danach. All dies geschieht meist in Sekundenbruchteilen. Ich versuche, die Gestalt jeder Musiktherapiestunde –führend, indem ich folge- so zu beeinflussen, daß sie abgeschlossen, „rund“ ist und im Ernstfall auch für sich stehen kann.


      Woher haben Sie in letzter Zeit wichtige Anregungen für Ihre Arbeit erhalten?
      Aus dem unerschöpflichen Reichtum eigener intensiver Selbsterfahrung mit körperorientierten Therapieverfahren, pränataler Psychologie, ekstatischer Trance und holotropem Atmen (Grof). Meine Klienten und auch Seminarteilnehmer kann ich nur soweit in Grenzerfahrungen, innere Abgründe und auf Höhenflügen begleiten, wie ich selbst bereit und in der Lage bin, angstfrei mitzugehen.

      Sehr wichtige Inspirationen erhalte ich auch aus der fachlichen Kooperation mit erfahrenen Kollegen/innen, z.B. indem ich mit ihnen gemeinsam Seminare leite, sie zu Fachsymposien einlade, einen bestimmten Fall mit ihnen diskutiere. Dies hat mich beispielsweise in den letzten Jahren zur Entwicklung eines methodischen Konzeptes der Integration von systemischer Therapie, Ericksonscher Hypnotherapie und Musiktherapie angeregt.
      Auch aus der Kunst und meiner eigenen experimentellen Performance-Tätigkeit entspringen manchmal neue, ver-rückte Impulse für meine Arbeit.
      Die schönsten Anregungen erhalte ich aber immer wieder im unvorhersehbaren, kreativen Zusammenspiel mit meinen Klienten oder Seminarteilnehmern.


      Wie gehen Sie mit Risiken und Nebenwirkungen Ihrer therapeutischen Arbeit um?
      Indem ich mich bemühe, ihnen rechtzeitig und ungeschminkt ins Auge zu schauen, sie auch offen anzusprechen, soweit sie denn für mich erkennbar sind. Ich versuche, ehrlich die Grenzen meiner Fähigkeiten zu benennen und in manchen Fällen Ratsuchende z.B. an kompetentere KollegInnen oder zu geeigneteren Therapieverfahren zu überweisen. Außerdem versuche ich, „Risiken“ durch externe Supervision bzw. Intervision im Team der Abteilung für Medizinische Psychologie hier in Heidelberg zu minimieren und immer wieder durch eigene Fortbildung. All dies bewahrt mich natürlich nicht davor, manchmal auch Fehler zu machen oder etwas zu spät zu erkennen.

      Eine klassische „Nebenwirkung“ der Musiktherapie und der Arbeit mit veränderten Bewußtseinszuständen –ob in Ausbildung oder Behandlung- ist das zu starke Öffnen, Durchlässigwerden von meist schon hochsensiblen Menschen, das die Gefahr noch mehr Leidens nach sich zieht. So lege ich in gleichem Maße Wert auf das Erlernen des Umgangs mit flexiblen Grenzen und schützenden, strukturierenden Ritualen.


      Was heißt „Spielen“ für Sie?
      Lebendig sein, ungezähmt Impulsen folgen, neu-gierig, wild und zart, laut und leise, ganz schwach und ganz stark, ernsthaft und heiter, tiefgründig und oberflächlich, weiblich und auch männlich, unzensiert üben, verwerfen, wieder neu ausprobieren, mich überraschen lassen, den sicheren Raum des Vertrauten verlassen, Grenzen ausloten, Risiken eingehen, mit allen Sinnen, sinnlich, sinn-erfüllt und sinn-los, ohne Konzepte, ohne Theorien, ganz DA sein.


      Wie ist Ihre „private Musik“?
      Stille. Die Natur. Meine Familie. Der Gesang. Und die Malerei.