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Die Klang- und Mustermedizin der Shipibo-Conibo im Amazonastiefland von Peru


Beschreibung der psycho-physischen Wirkungen der Icaro-Gesänge aus Sicht der Ayahuasqueros.

Eine Feldforschungs-Studie in Ost-Peru.


Leitung und Durchführung
Sabine Rittner, Wiss. Mitarbeiterin, Musikpsychotherapeutin

Projektzeitraum
2004 – 2006

Datenerhebungszeitraum
Juli – Oktober 2005

1. Forschungsgegenstand
Die Shipibo-Conibo-Shetebo sind ein indigene Volksgruppe der Ureinwohner Ost-Perus (Selva-Gebiet), die in mehreren Dörfern im Amazonastiefland am Oberlauf des Ucayalli, einem Quellfluß des Amazonas, angesiedelt sind. Sie beherrschen die außergewöhnliche „Kunst der geometrischen Muster“, die in vielfältiger Weise künstlerisch dargestellt werden: als Körperbemalung, als Stickerei auf Kleidung, auf Keramiken. Anhand der visionären Linienstrukturen im Energiefeld eines Menschen können die Heiler und Heilerinnen der Shipibo während des nächtlichen Heilrituals unter dem durch Ayahuasca veränderten Bewusstseinszustand den Gesundheitszustand des Klienten/der Klientin diagnostizieren.

Das mächtigste Heilmittel des Ayahuasqueros zur Steuerung und Modellierung des veränderten Bewusstseinszustandes und zur therapeutischen Beeinflussung des Gesundheitszustandes seiner Klienten sind seine Gesänge, die „Icaros“ und „Mariris“. Diese Gesänge dienen als Schutz, als Begleiter und „Führer durch das Labyrinth“ der Halluzinationen. Mit ihnen können beim Klienten gezielt Visionen erzeugt und diese gesteuert und moduliert werden.

Diese Icaros sind leise gesungene, wiederkehrende, sprachfreie, melodische Gesänge. Mariris hingegen sind Gesänge mit festgelegten Texten. Beide Arten von Gesängen werden traditionell entweder vom Lehrmeister persönlich an den Schüler weitergegeben oder aber, dies noch häufiger, während der mehrjährigen Lehrzeit in der Isolation des Regenwaldes erlernt. Die Heiler betonen, dass sie ihre Kenntnisse direkt von den Geistern („madres“) der meist halluzinogen wirksamen Pflanzen vermittelt bekommen (Meisterpflanzen oder „doctores“).

Die traditionelle, heute in Stadtnähe z.T. ergänzend zur westlichen Medizin angewandte Erfahrungsheilkunde der Tieflandindianer Perus, basiert im Wesentlichen auf der Kenntnis der Wirksamkeit endogener Pflanzen. Träger dieses Wissens sind kräuterheilkundige Curanderos, Vegetalistas oder Ayahuasqueros (Männer und in geringerer Zahl auch Frauen). Zur Anwendung kommen in der Behandlung neben dem nächtlichen Gruppen-Heilritual u.a. innere Reinigungen („purga“), Dampfbäder, Waschungen, Klistiere, Einreibungen, Massagen, Tees, Diäten und Kräuterverschreibungen. Im allgemeinen nimmt im Heilritual der Ayahuasquero als auch seine Assistenten Ayahuasca ein, die Patienten und ihre ggf. anwesenden Angehörigen trinken bei der untersuchten Ethnie traditionell kein Ayahuasca während des nächtlichen Heilrituals.


Ayahuasca (auch genannt „Santo Daime“, „Yage“ oder „Natem“) ist eine halluzinogene Substanz, die aus der Liane Banisteriopsis caapi und je nach Zielsetzung des Rituals aus verschiedenen pflanzlichen Zusatzstoffen („chakruna“) durch Einkochung extrahiert wird. Dabei unterscheidet man Zusätze, „die reisen lassen“, die „sehen lassen“, die „heilen lehren“ etc. Bei den Shipibo kennt man vier Arten: „wahren Ayahuasca“, „camaramti“, „chahua“ und „masha“ (Andritzky, 1999). Pharmakologisch besteht Ayahuasca aus den Alkaloiden Harmin, Harmalin und Tetrahydroharmin in Verbindung mit DMT (Dimethyltryptamin).

Es existiert umfangreiche wissenschaftliche Fachliteratur über den in verschiedenen Regionen und Bevölkerungsgruppen des Amazonastieflandes recht unterschiedlichen rituellen Einsatz von Ayahuasca zu Heilzwecken, über die psychologische Wirkung, Pharmakologie, Mythologie und Geschichte des halluzinogenen Substanzgemischs (z.B. Schultes und Hofmann, 1992; Andritzky, 1999; Shanon, 2002). Auffallend dabei ist, dass die dabei verwendete Musik, speziell die Gesänge der Ayahuasqueros, zwar am Rande Erwähnung finden, dass sie jedoch bisher nur in wenigen Veröffentlichungsn im Fokus des wissenschaftlichen Interessen standen (Katz und Dopkin de Rios, 1971; Luna, 1984; Dopkin de Rios, 2003). „Even though the icaros are considered the main expression of the healer’s or „curandero’s“ power and have a central place in their healing practices (…), specific literature on them is scarce, particularly with respect to how the icaros heal.” (Bustos, 2004, S.1)



2. Zielsetzung
Das Ziel der Studie war eine qualitative, ethnopsychologische Wirkungsforschung zum klanginduzierten visionären Erleben von indigenen Heilern des peruanischen Amazonasgebietes und ihren Klienten. Es handelt sich um einen phänomenologischen Zugang zum Forschungsfeld, bei dem die subjektive Einschätzung der an den Heilungsritualen Beteiligten im Zentrum der Aufmerksamkeit steht.

Die Studie sollte dazu beitragen, das Wissen um den gezielten Einsatz von Musik, hier speziell der menschlichen Stimme, zur Induktion und Modellierung von veränderten Wachbewusstseinszuständen weiter zu vertiefen und anhand der oral tradierten Erfahrung ostperuanischer Heiler und Heilerinnen zu fundieren. Die systematische Aufarbeitung dieses überlieferten Wissens kann einen transkulturellen Beitrag zum fokussierten therapeutischen Einsatz von Musik und Stimme im Kontext westeuropäischer Psychotherapie leisten.
Diese interdisziplinäre Forschungsarbeit war im Schnittfeld verschiedener Fachdisziplinen angesiedelt: Bewusstseinsforschung, Psychologie, Medizin, Musikwissenschaft, Ethnologie, Musiktherapie, Creative Arts.


3. Fragestellungen
→ Hauptfrage: Welche subjektive Wirkung wird den Icaros-Gesängen von den am Ayahuasca-Ritual Beteiligten zugeschrieben?

→ Weitere Fragen: Welche Bedeutung haben die visionären, geometrischen „energetischen Muster“ der Shipibo für den Veränderungsprozess des Klienten/der Klientin?

4. Methodische Überlegungen zur Studie
4.1. Stichprobe
Es wurden 10 Ayahuasqueros/-as (Indigenos der Shipibo und Mestizen), sowie 3 indigene und 3 westliche Klienten interviewt: N= 16.
Zusätzlich flossen die Eigenerfahrungen der Autorin aus der teilnehmenden Beobachtung in Form von Tagebuchaufzeichnungen, Gemälden und Tonaufnahmen in einen gesonderten Auswertungsteil mit ein.

4.2. Rekrutierung
Während eines mehrmonatigen Feldforschungsaufenthaltes der Autorin in Ost-Peru wurden in den Shipibo Dörfern Santa Clara, Nuevo Ceilan und Caimito Interviews durchgeführt. Die Bereitschaft der örtlichen Interviewpartner zur Mitarbeit war gewährleistet, da die Untersuchung in enger Zusammenarbeit mit zwei langjährig felderfahrenen Forscherinnen und Dolmetscherinnen stattfand.

4.3. Erhebungsmethode
Die Musik (Icaro-Gesänge) der mehrstündigen nächtlichen Heilrituale der Ayahuayqueros wurde klanglich vollständig aufgezeichnet. Eine Video-Dokumentation der Heilsitzungen war nicht möglich, da die Dunkelheit einen wesentlichen Wirkfaktor für das halluzinogen- und klanginduzierte visionäre Erleben darstellt. Künstliche Beleuchtung würde das traditionelle Setting unzulässig verändern.

Datenmaterial wurde aus halbstrukturierten Leitfaden-Interviews sowie aus den der teilnehmenden Beobachtung entsprungenen Feldforschungs-Tagebuchaufzeichnungen der Autorin gewonnen. Möglichst zeitnah nach dem Ayahuasca-Ritual, wenn möglich am nächsten Morgen, wurden Interviews sowohl mit den Shipibo-Schamanen als auch mit den indigenen Klienten geführt. Ebenso wurden anwesende Klienten aus dem westlichen Kulturkreis möglichst zeitnah nach der nächtlichen Sitzung befragt.

Während der Interviews wird der Bezug zu musikalischen Passagen aus dem vorangegannenen Ritual wiederhergestellt, indem die interviewte Person ausgewählte kurze Ausschnitte aus der nächtlichen Heilungszeremonie über Kopfhörer vorgespielt bekommt.
Die Interviews wurden digital aufgezeichnet, später transkribiert und wo erforderlich übersetzt (Shipibo – Spanisch – Deutsch).

4.4. Auswertungsmethode
Qualitative Inhaltsanalyse der halbstrukturierten Interviews sowie der Feldforschungs-Tagebücher aus der teilnehmenden Beobachtung der Autorin.


5. Zeitplan
Januar 2004 – Juni 2005: Planung, Recherchen und Vorbereitung der Studie
Juli – Oktober 2005: Feldforschungsaufenthalt in Ost-Peru
Oktober 2005 – Dezember 2005: Transkription und Übersetzung des Datenmaterials
Januar – Juli 2006: Auswertung
Ab August 2006: Publikationen


6. Finanzierung
Der für die Studie erforderliche Feldforschungsaufenthalt in Peru wurde aus persönlichen Mitteln der Autorin finanziert. Für Transkription und Übersetzung des Datenmaterials wurden Mittel der Abteilung für Medizinische Psychologie und des „Fördervereins Zukunftsmusik e.V. an der Abteilung für Medizinische Psychologie“ eingesetzt.


Projektbezogene Publikationen

Rittner, Sabine (2016)
The sound and pattern-medicine of the Shipibo in the Amazon lowlands of Peru – Ethnotherapeutical reflections on beneficial attitudes in Shamanism and in Music Therapy
Lecture at the 44. Nishi-Nippon Association of Art Therapy Conference “Folk Customs, Culture, Art and Music Therapy” Izumi Hospital, Okinawa 27th July 2015.
Published in Japanese and English in: Nishi-Nippon Bulletin of Art Therapy, No. 44, 2016, p. 7 – 37. Japan.

Rittner, Sabine (2015)
Shamanism and Community – Encounters with Sound Healing Experts in the Amazon Lowlands of Peru
In: Yoshihide Takaesu (Hg.): The Izumi Journal of Health Ecology. Vol. 30. Okinawa, Japan.

Rittner, Sabine (2012)
Rituale, Trance, Ekstase – Alte Wege zu neuer Verbundenheit.
In: Was uns verbindet – Energie und Empathie. Tagungsband 31.Goldegger Dialoge. Kulturverein Schloss Godlegg, Eigenverlag.

Rittner, Sabine (2008)
Sound – Trance – Healing. The sound and patternmedicine of the Shipibo in the Amazon lowlands of Peru
In: Cuyamungue Institute Newsletter, April 2008. New Mexico.

Rittner, Sabine (2008)
Klang-Trance-Heilung. Die Klang- und Mustermedizin der Shipibo im Amazonastiefland von Peru
In: W.Bossinger, R.Eckle (Hg.). Schwingung und Gesundheit. S.81-104. Battweiler: Traumzeit-Verlag.

Rittner, Sabine (2007)
Sound – Trance – Healing. The sound and pattern medicine of the Shipibo in the Amazon lowlands of Peru
In: Music Therapy Today (online 18th July). Internet Vol.VIII (2), page 196-235. University Witten/Herdecke, Chair for Qualitative Research in Medicine (Hg.). www.musictherapyworld.net
PDF Download

Rittner, Sabine (2006)
Klang – Trance – Heilung: Veränderte Bewußtseinszustände zwischen Schamanismus, Wissenschaft und Psychotherapie
Vortrag, erschienen als DVD im Kontext der Vortragsreihe „Schwingung und Gesundheit“, Hg. Wolfgang Bossinger. Göppingen.

Rittner, Sabine (2006)
Hilfe zur Selbsthilfe: Kleine Hilfen mit Atem, Stimme, Körper. Der Gesang der heilsamen Muster
In: H.-H. Decker-Voigt, R.Spintge (Hg.): Musik und Gesundsein, Halbjahreszeitung für Musik in Therapie, Medizin und Beratung. Ausgabe 11/2006, S.28. Lilienthal: Eres.

 

Klang und Trance im EEG – Brainmapping verschiedener Tranceinduktionsmethoden im rituellen Setting


Ein Kooperationsprojekt zwischen der Abteilung für Medizinische Psychologie der Universitätsklinik Heidelberg und dem Institut für Musiktherapie der Universität Witten/Herdecke

Projektdauer
2001-2004

Durchführung der Messungen und Datenerhebung
7.9.2002

Das Forschungsteam
Projektleitung Sabine Rittner, Universitätsklinik Heidelberg, Abt. für Medizinische Psychologie, sowie Prof. Dr. Jörg Fachner (damals Universität Witten/Herdecke, derzeit Dept. of Music and Performing Arts, Cambridge, GB). Des weiteren: Prof.Dr.Rolf Verres und Dr. Horst Scherg, Universitätsklinik Heidelberg, Abt. für Medizinische Psychologie; Prof. Dr. David Aldridge, Universität Witten/Herdecke, Institut für Musiktherapie. Das Forschungsteam bestand darüber hinaus aus einer Diplomandin/Psychologie sowie zwei Praktikanten/Musiktherapie.

Der Studie liegt die Annahme zugrunde, dass verschiedene mentale Phänomene, die unter den Begriffen „Trance“ und „Vigilanz“ subsummiert werden, sowohl unabhängig voneinander variieren können, als auch gleichzeitig induziert werden können. Untersucht wurden die Zusammenhänge zwischen subjektivem Tranceerleben, objektivierbarer Trancetiefe, messbarer Vigilanz und lokalisierbarer Gehirnaktivität im topographischen Elektroenzephalogramm.

Im Focus der Untersuchung standen vier verschiedene erprobte rezeptive Verfahren, deren tranceinduzierende Wirkungen auf die Versuchspersonen gemessen und miteinander verglichen wurden:

  1. Körpermonochord („Somasandawa“ nach H.P. Klein)
  2. monochrome Stimmklänge
  3. Peruvian Whistling Vessels (altperuanische Pfeifengefäße, trad. nach D. Statnekov)
  4. eine „Rituelle Körperhaltung“ mit Rassel-Stimulation („Der olmekische Prinz“, trad. nach F. Goodman)

Mit diesen Verfahren können sowohl primär trophotrope als auch primär ergotrope veränderte Wachbewusstseinszustände ausgelöst werden. Die Messungen wurden im Rahmen eines dem Forschungsgegenstand angemessenen rituellen Gruppensettings (naturalistisches Design) an einem Tag im September 2002 an der Abteilung für Medizinische Psychologie der Universitätsklinik Heidelberg durchgeführt.

Neben der systematischen Variation der oben genannten Induktionsmethoden wurden schriftliche Spontanäußerungen der Versuchspersonen und Gruppenteilnehmer mit den objektivierbaren physiologischen Parametern korreliert. Es handelt sich um einen multiperspektivischen Forschungsansatz, in dem drei verschiedene methodische Zugänge zum Forschungsgegenstand gewählt und in der Auswertung miteinander in Beziehung gesetzt wurden:


1. Bildgebendes Verfahren
Mit Hilfe eines topographischen quantitativen Spontan EEGs (EEG-Brainmapping) wurde die topographische Veränderung von Vigilanzzuständen bei 2 Versuchspersonen gemessen. Diese Einbettung der Messungen mit Hilfe eines transportablen EEG-Messgerätes in ein nicht-artifizielles, vertrautes, rituelles Setting im Rahmen einer den Versuchspersonen bekannten Gruppe erscheint besonders wichtig. Anders als eine isolierte Laborsituation gewährleistet diese Vertrautheit der Gruppensituation den erlebnisunterstützenden soziophysiologischen Einfluss auf die klanginduzierten Tranceerfahrungen aller Beteiligten. Auf diese Weise können verfremdende Einflüsse des Settings (Labor-Artefakte) vermieden werden.

2. Quantitative Untersuchung
Es kamen zwei verschiedene Fragebogenbatterien zum Einsatz: „5D-APZ“ von Dittrich, Lamparter und Maurer, Zürich 1999 und „Phenomenology of Consciousness Inventory“ (PCI) von Pekala, 1982, 1991 in der deutschen Fassung von Ulrich Ott, Universität Giessen.


3. Qualitative Untersuchung
Die schriftlich fixierten persönlichen Erlebnisse der Versuchspersonen und der Gruppenteilnehmer wurden in Form einer qualitativen Exploration inhaltsanalytisch ausgewertet, miteinander verglichen und mit den Ergebnissen der Auswertung von 1. und 2. in Beziehung gesetzt.


Ziel dieser Pilotstudie war die wissenschaftliche Überprüfung und Fundierung rezeptiv musiktherapeutischer und aus dem Kontext der Anthropologie stammender Behandlungsverfahren zur Tranceinduktion sowie deren Einbettung in Erkenntnisse aus der Bewusstseinsforschung.

Die Pilotstudie wurde aus Mitteln der Abt. für Medizinische Psychologie der Universitätsklinik Heidelberg (Leitung Prof. Dr. Rolf Verres) finanziert.


Projektbezogene Publikationen

Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2003)
Sound and trance in a ritualistic setting – two single cases with EEG brainmapping
In: Brain Topography, Vol.16, No.2, Winter 2003. S. 121. Human Sciences Press.

Rittner, Sabine (2003)
Brainmapping of different Tranceinduktion Methods in a ritual setting
In: Nauwald, Nana, Goodman, Felicitas D. (Hg.): Ecstatic Trance: New Ritual Bodypostures. A Workbook. Binkey Kok Publications.

Rittner, Sabine; Fachner, Jörg (2004)
Klang und Trance im EEG – Brainmapping mit dem Ganzkörper-Monochord im therapeutischen Setting
In: Musiktherapeutische Umschau, Bd.25, 1. Göttingen: Vandenhoeck & Rupprecht.

Rittner, Sabine; Fachner, Jörg (2004)
Klang und Trance im EEG – Brainmapping verschiedener Tranceinduktionsmethoden im rituellen Setting
In: Musiktherapeutische Umschau Online, Bd.25, 1. (www.musiktherapie.de)
PDF Download: Klang und Trance im EEG

Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2004)
Sound and trance in a ritualistic setting visualised with EEG Brainmapping
In: Music Therapy Today (online). University Witten/Herdecke, Chair for Qualitative Research in Medicine (Hg.). Internet Vol. V, Issue 2.
PDF Download: Sound and trance in a ritualistic setting visualised with EEG Brainmapping

Rittner, Sabine (2004)
Brainmapping verschiedener Tranceinduktionsmethoden im rituellen Setting
In: Nauwald, Nana; Goodman, Felicitas (Hg.): Ekstatische Trance. Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance. S. 39 – 40. Havelte / Holland: Binkey Kok.

Gesell, Daniela (2004)
Klang & Trance. Qualitative Auswertung klanginduzierter Trancezustände im Rahmen einer Pilotstudie
Diplomarbeit Psychologie, Universität Heidelberg.

Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2005)
Music and altered states of consciousness (ASC). Sound and trance in a ritualistic setting visualised with EEG Brainmapping
In: Aldridge, D.; Fachner, J.; Erkkilä, J. (Hg.): Many Faces of Music Therapy – Proceedings of the 6 th European Music Therapy Congress, June 16 – 20,2004 . Finland: Jyväskylä. S. 942 – 973. E-Book (PDF) available at: Music Therapy Today.com Vol 6, Issue 4, Nov. 2005.
PDF Download: Music and altered states of consciousness (ASC), sound and trance in a ritualistic setting

Rittner, Sabine (2007)
Trance und Ritual in Psychotherapie und Forschung
In: Jungaberle, H.; Verres, R.; Dubois, F. (Hg.): Rituale erneuern. Psychosozial Verlag.

Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2007)
EEG brainmapping of trance states induced by Monochord and Ritual Body Postures in a ritualistic setting
In: Isabelle Frohne-Hagemann (Hg.): Receptive Music Therapy – Theory and Practice. Wiesbaden: Reichert Verlag.

Rittner, Sabine (2008)
Brainmapping verschiedener Tranceinduktionsmethoden im rituellen Setting.
Erschienen in russischer Sprache.
In: Nauwald, Nana, Goodman, Felicitas (Hg.): Ekstatische Trance. Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance. S. 50 – 52. Moskau. ISBN 978-5-386-00703-4

Rittner, Sabine (2011)
Brainmapping verschiedener Tranceinduktionsmethoden im rituellen Setting
In: Nauwald, Nana, Goodman, Felicitas (Hg.): Ekstatische Trance. Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance. S. 43-45. AT-Verlag.

Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2011)
Ethnotherapy, Music and Trance: An Investigation into Sound-Trance-Induction
In: Dean Cvetkovic et al. (Hg.). States of Consciousness: Experimental Insights into Meditation, Waking, Sleep and Dreams. Heidelberg: Springer Verlag, The Frontiers Collection Series. P.235-256. ISBN 978-3-642-18046-0

Rittner, Sabine (2012)
Klang – Trance – Heilung: Veränderte Bewusstseinszustände zwischen Schamanismus, Wissenschaft und Musikpsychotherapie
Erschienen in japanischer Sprache.
In: Clinical Music Therapy. The Association of Clinical Music Therapy, Kyushu, Japan. Übersetzung: Yukiko Mizokami. S. 10–30.

 

Musikpsychotherapie


In meinen Beratungen, Therapien und Coachings spielen nonverbale und körperorientierte Zugänge zu unbewussten Ressourcen eine wichtige Rolle. Die Musiktherapie bietet hier reichhaltige Zugänge: rezeptiv, über die unmittelbare Wirkung von Klängen in der Klangtrance und aktiv über den Ausdruck von Gefühlen beim improvisierenden Spiel mit Instrumenten.


So kann man zum Beispiel beim Liegen auf dem Ganzkörper-Monochord die Klänge nicht nur hören, sondern gleichzeitig im gesamten Körper spüren und sich von seinen Schwingungen und Vibrationen in andere Wahrnehmungsräume tragen lassen. Gerne setze ich auch meine Stimme mit ein und begleite singend die therapeutischen Prozesse.


Die „Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft“ (DMTG) definiert es folgendermaßen:
„Musiktherapie ist der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit. (…) Der Begriff „Musiktherapie“ ist eine summarische Bezeichnung für unterschiedliche musiktherapeutische Konzeptionen, die ihrem Wesen nach als psychotherapeutische zu charakterisieren sind, in Abgrenzung zu pharmakologischer und physikalischer Therapie.“

Während einer Therapiestunde „vergesse“ ich manchmal alles andere um mich herum. Ich tauche ein in die Tiefendimension des Augenblicks, die Begegnung, den momentanen Prozess, den ich als Gestalt höre, spüre, sehe. Häufig gehe ich in einen tranceartigen Zustand fokussierter Präsenz, einen Ort innerer Stille und Klarheit, an welchem Wissen, Erfahrung und Intuition miteinander verschmelzen …

Was einzig und allein „heilt“, besser: festgefahrene Reaktions- und Erlebnisweisen wieder ins Fließen bringt, Veränderung stimuliert, ist das Aufschließen vorhandener Ressourcen in der Neuerfahrung einer gelungenen, von Achtung und Liebe getragenen Beziehung. Die jeweilige Methode kann dabei immer nur das Vehikel sein.

 

Künstlerische Tätigkeit


„ …all das, was du ja auch in deiner eigenen künstlerischen Arbeit ausdrückst, kannst du auch authentisch in deinen Seminaren weitergeben.“


Die bildende Kunst in all ihren Facetten ist für mich eine Lebensquelle, die mich neben der Musik immer schon begleitet. Seit 30 Jahren arbeite ich leidenschaftlich mit experimentellem Bewegungstheater und Gesang, mit freier Malerei, Fotografie und Kunstkeramik. Gelegentlich zeige ich meine Arbeiten auch in Ausstellungen:
www.SabineRittner-Kunst.de

Für mich erwächst Schöpfungskraft aus einem Resonanzprozess im Dialog zwischen Innenraum und Außenraum und aus der rituellen Begegnung mit anderen Wirklichkeiten. Diese stellen für mich eine unerschöpfliche Quelle künstlerischen Ausdrucks dar. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch die Fähigkeit zu synästhetischem Erleben (Gleichzeitigkeit von Wahrnehmungen auf verschiedenen Sinneskanälen) in sich trägt. Dieses Potenzial kann mit Hilfe von Ritualen der Wahrnehmungsveränderung wiederentdeckt und für den künstlerischen Ausdruck gezielt nutzbar gemacht werden. Es ist zutiefst erfüllend für mich, in Selbsterfahrungs- und Fortbildungsseminaren meine künstlerische Erfahrung und mein Wissen an Laien wie an Professionelle weiterzugeben.


Eine Teilnehmerin schreibt:
„Deine besondere Gabe, Grenzen aufzulösen, es fließen zu lassen, von einer Ausdrucksform in die andere überzugehen bzw. diese Ausdrucksformen ineinander fließen zu lassen, all das, was du ja auch in deiner eigenen künstlerischen Arbeit ausdrückst, kannst du auch authentisch in deinen Seminaren weitergeben.“

Alice S. aus Österreich nach dem Seminar „Wecke und lebe die Künstlerin/den Künstler in dir“
im August 2014 im Odenwald-Institut


Reiseimpressionen:
„Tanz zwischen Schmerz und Ekstase“ Aquarell, Kreide, Wachs und Kohle auf Papier, 24 x 32 cm, entstanden im Tarot-Garten von Niki de Saint Phalle, Toskana, 2008


„Ghana Banamli I“ Aquarell, Kreide, Wachs und Kohle auf Papier, 24 x 32 cm, entstanden in Cape Coast, Ghana 2010


Interview mit Sabine Rittner über ihre therapeutische Haltung und Musiktherapie

Rittner, Sabine (2002). Nachgefragt. Interview zur Person.
Erschienen in: Musiktherapeutische Umschau Bd.23, 1. S.72-79.
Göttingen: Vandenhoeck&Rupprecht.


Ausbildung/theoretischer Hintergrund: Musikstudium, Musiktherapie-Zusatzstudium, Sonderschulpädagogik, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (Approbation), Gestalt-, Atem- und Körpertherapie, Tanztherapie, Ericksonsche Hypnotherapie, Systemische Therapie, Anthropologie, Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance (F.Goodman), Transpersonale Psychologie.

Derzeitiges Arbeitsfeld: Universitätsklinik Heidelberg, Abt. für Medizinische Psychologie (Lehre, Psychotherapie, Musiktherapie-Forschung: Projekt „StimMusTher“); Supervision und Coaching in eigener Praxis; Vorträge, Seminare und Workshops.

Klientel: Psychosomatik, Onkologie, chron. Krankheiten, Frühtraumatisierungen, Stimmstörungen, allg. Lebenskrisen. 13 Jahre Musikpsychotherapie mit Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen, seit 1990 nur noch mit Erwachsenen. Außerdem: Musiktherapeuten, berufliche Interessenten, Studenten, Selbsterfahrungs-Gruppen, Aus- und Weiterbildungsgruppen.

Berufserfahrung in Jahren: 24


Was heißt „Hören“ für Sie?
Kontakt. Kontakt nach außen, Kontakt nach innen -hineinlauschend oder heraushörend-, in besonderen Augenblicken auch Kontakt zum Unhörbaren.

Ganzkörperlich horchend die Zwischentöne erspüren: Klangfarben – Farbklänge – Tonbewegung – Klangstruktur … multisensorisch, synästhetisch. In Trance ist jeder Mensch Synästhetiker.


In welcher Atmosphäre arbeiten Sie – was tun Sie dafür?
Während einer Therapiestunde oder eines Seminars „vergesse“ ich alles andere um mich herum. Ich tauche ein in die Tiefendimension des Augenblicks, die Begegnung, den momentanen Prozeß, den ich als Gestalt höre, spüre, sehe. Häufig gehe ich in einen tranceartigen Zustand focussierter Präsenz, einen Ort innerer Stille und Klarheit, an welchem Wissen, Erfahrung und Intuition miteinander verschmelzen …

Darüberhinaus sorge ich seit Anbeginn meiner Berufstätigkeit für eine große Vielfalt meiner Tätigkeitsbereiche, um der Routine vorzubeugen, immer wieder andere Saiten von mir anzuregen, nie festzufahren. Auch liebe ich neue Herausforderungen und Erfahrungen, die meine Bewußtseins-Grenzen erweitern.


Was wirkt wie in der Musiktherapie?
Die verschiedenen Parameter der Musik haben sehr unterschiedliche psychophysische Wirkfelder, auf die einzugehen diesen Rahmen natürlich sprengen würde. Speziell zum „Wirkfaktor Stimme“ habe ich ja vieles bereits geschrieben. Was jedoch tatsächlich „wirkt“, d.h. hindurchschwingt, günstigstenfalls heilt, das sind nicht therapeutische „Techniken“, auch nicht Töne, Klänge, Rhythmen, Skalen oder Melodien per se. Diese wirken immer unter dem Einfluß der Biografie, des gesellschaftlichen und situativen Kontextes, von set und setting, in denen sie gehört, gespürt, erfahren werden können. Die Art und Weise ihrer Aufnahme und Verarbeitung ist Ausdruck einer Beziehung: zu mir selbst, zum anderen, zur Welt.

Die Musik, aber auch der Atem, die Stimme, die Bewegung, die achtsame Berührung, das Visualisieren, das Spürbewußtsein fungieren für mich als Mittler, als körpereigene Berater. Mit dem ihnen innewohnenden Selbstheilungspotential sind sie kompetente Begleiter beim Oszillieren zwischen Regression, Stagnation und Progression im therapeutischen Prozess. Daher bezeichne ich meinen methodischen Ansatz als „Körperorientierte Musikpsychotherapie“. Dies meint die Einbeziehung von verschiedensten Formen des direkten oder indirekten Körperkontaktes in Diagnostik und Therapie, d.h. von Körperwahrnehmung, Körperhaltung, Berührung, Bewegungsgestalt, Atemfocussierung, Stimmausdruck, „soundhealing“ und veränderten Bewußtseinszuständen zusätzlich zur Interaktion mit Hilfe von Musikinstrumenten. Mein großes Anliegen ist die Schulung von Musiktherapeuten im theoretisch und methodisch fundierten Einsatz ihrer Stimme, ihres eigenen Körpers und dessen Grenzen sowie im Umgang mit Trancezuständen in der Musikpsychotherapie.

Was einzig und allein „heilt“, besser: festgefahrene Reaktions- und Erlebnisweisen wieder ins Fließen bringt, Veränderung stimuliert, ist -und da bin ich durchaus altmodisch- das Aufschließen vorhandener Ressourcen in der Neuerfahrung einer gelungenen, von Achtung und Liebe getragenen Beziehung. Die jeweilige Methode kann dabei immer nur das Vehikel sein.


Musik ermöglicht vieles in der Therapie; doch was verhindert sie?
Manchmal Klarheit, Konkretisierung, Alltagsübertragbarkeit, Struktur, rationales Verstehen. Menschen, die sich beispielsweise in einer chronischen „Problemtrance“ befinden, oder solche, die überlebt haben, indem sie zeitweise ihren Körper „verlassen“ oder dissoziieren, brauchen zusätzlich zur Musik Faßbares, Sichtbares und immer wieder auch das Abstand-nehmen-können im reflektierenden Gespräch.


Was passiert in einer Musiktherapie-Stunde ohne Musik?
Verbale oder nonverbale Aufarbeitung und Vertiefung, Atem-, Stimm- und Körperarbeit, verschiedene Methoden zur themenfocussierten Induktion von Trancezuständen, systemische Strukturaufstellungen, Gestaltarbeit, Bewegung, Malen … Und Stille.
Musik aktiv oder rezeptiv -wobei ich in der Einzeltherapie ausschließlich selbst gespielte Musik einsetze- ist für mich eine von vielen Möglichkeiten der Konfliktbearbeitung, absolut gleichberechtigt neben anderen sehr gezielt einsetzbaren Zugangswegen.


Wie regulieren Sie in der Improvisation die Impulse zwischen Innen und Außen?
Methodisch, und ich überprüfe sie, indem ich meinen Körper befrage. Er ist mein kompetentester Ratgeber. Ebenso reguliere ich meine Impulse intuitiv und überprüfe sie erst danach. All dies geschieht meist in Sekundenbruchteilen. Ich versuche, die Gestalt jeder Musiktherapiestunde –führend, indem ich folge- so zu beeinflussen, daß sie abgeschlossen, „rund“ ist und im Ernstfall auch für sich stehen kann.


Woher haben Sie in letzter Zeit wichtige Anregungen für Ihre Arbeit erhalten?
Aus dem unerschöpflichen Reichtum eigener intensiver Selbsterfahrung mit körperorientierten Therapieverfahren, pränataler Psychologie, ekstatischer Trance und holotropem Atmen (Grof). Meine Klienten und auch Seminarteilnehmer kann ich nur soweit in Grenzerfahrungen, innere Abgründe und auf Höhenflügen begleiten, wie ich selbst bereit und in der Lage bin, angstfrei mitzugehen.

Sehr wichtige Inspirationen erhalte ich auch aus der fachlichen Kooperation mit erfahrenen Kollegen/innen, z.B. indem ich mit ihnen gemeinsam Seminare leite, sie zu Fachsymposien einlade, einen bestimmten Fall mit ihnen diskutiere. Dies hat mich beispielsweise in den letzten Jahren zur Entwicklung eines methodischen Konzeptes der Integration von systemischer Therapie, Ericksonscher Hypnotherapie und Musiktherapie angeregt.
Auch aus der Kunst und meiner eigenen experimentellen Performance-Tätigkeit entspringen manchmal neue, ver-rückte Impulse für meine Arbeit.
Die schönsten Anregungen erhalte ich aber immer wieder im unvorhersehbaren, kreativen Zusammenspiel mit meinen Klienten oder Seminarteilnehmern.


Wie gehen Sie mit Risiken und Nebenwirkungen Ihrer therapeutischen Arbeit um?
Indem ich mich bemühe, ihnen rechtzeitig und ungeschminkt ins Auge zu schauen, sie auch offen anzusprechen, soweit sie denn für mich erkennbar sind. Ich versuche, ehrlich die Grenzen meiner Fähigkeiten zu benennen und in manchen Fällen Ratsuchende z.B. an kompetentere KollegInnen oder zu geeigneteren Therapieverfahren zu überweisen. Außerdem versuche ich, „Risiken“ durch externe Supervision bzw. Intervision im Team der Abteilung für Medizinische Psychologie hier in Heidelberg zu minimieren und immer wieder durch eigene Fortbildung. All dies bewahrt mich natürlich nicht davor, manchmal auch Fehler zu machen oder etwas zu spät zu erkennen.

Eine klassische „Nebenwirkung“ der Musiktherapie und der Arbeit mit veränderten Bewußtseinszuständen –ob in Ausbildung oder Behandlung- ist das zu starke Öffnen, Durchlässigwerden von meist schon hochsensiblen Menschen, das die Gefahr noch mehr Leidens nach sich zieht. So lege ich in gleichem Maße Wert auf das Erlernen des Umgangs mit flexiblen Grenzen und schützenden, strukturierenden Ritualen.


Was heißt „Spielen“ für Sie?
Lebendig sein, ungezähmt Impulsen folgen, neu-gierig, wild und zart, laut und leise, ganz schwach und ganz stark, ernsthaft und heiter, tiefgründig und oberflächlich, weiblich und auch männlich, unzensiert üben, verwerfen, wieder neu ausprobieren, mich überraschen lassen, den sicheren Raum des Vertrauten verlassen, Grenzen ausloten, Risiken eingehen, mit allen Sinnen, sinnlich, sinn-erfüllt und sinn-los, ohne Konzepte, ohne Theorien, ganz DA sein.


Wie ist Ihre „private Musik“?
Stille. Die Natur. Meine Familie. Der Gesang. Und die Malerei.


 

Trance


Trancezustände sind heilsam für Körper und Seele. Sie erleichtern den Zugang zu Kreativität und Intuition, sie unterstützen das Erschließen von Ressourcen, sie fördern überraschende Lösungsmöglichkeiten zutage. Trancezustände lassen sich einsetzen für Streßmanagement und Selbstfürsorge, für Visionsfindung und Konfliktlösung, für Prävention und therapeutische Behandlung. Nicht zuletzt öffnen sie Tore zur Sinnfindung und Spiritualität.


Verschiedene Trance-„Techniken“ können uns dabei unterstützen, die Tore zur Wahrnehmung einer anderen oder erweiterten Wirklichkeit zu öffnen. Dabei biete ich sowohl in die Ruhe (Enstase) als auch in die Erregung (Ekstase) führende Methoden an:

  • Hypnose nach Milton H. Erickson
  • Visualisierungstechniken, Imagination und Körperarbeit
  • Singen und Trance (Toning, Voice-Healing, Mantren und rituelle Gesänge)
  • Klangtrance mit archaischen Instrumenten und Trommeln
  • Trancetanz, schamanische Tänze
  • verschiedene Atem-Trancetechniken
  • aktive und stille Formen der Meditation
  • Schamanische Trance: „Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance“, eine uralte Methode, die von der Anthropologin Felicitas Goodman wiederentdeckt wurde
  • Sufi-Techniken der ekstatischen Trance und Sufi-Meditationen

Mit Hilfe dieser sehr speziellen Körperhaltungen öffnen sich im schützenden Kontext eines Rituals die Tore zur Wahrnehmung einer anderen oder erweiterten Wirklichkeit. Es handelt sich bei dieser Methode um einen uralten Pfad zu den Schätzen archaischer Schichten unseres Bewußtseins. In den Ritualen können wir in einem rhythmisch stimulierten ekstatischen trancezustand u.a. Visionen erleben und Antworten auf gestellte Fragen geschenkt bekommen. Die Erfahrungen, die mit Hilfe der Körperhaltungen möglich werden, zentrieren sich im weitesten Sinne um die Themen: Heilung – Metamorphose – Seelenreise – Wahrsagen (im Sinne von: wahrhaftig sagen).

Die Fähigkeit des Menschen, in Trancezuständen andere Dimensionen der Wirklichkeit erfahren zu können, wird von Heilkundigen und Schamanen seit Jahrtausenden im rituellen Kontext für diagnostische, therapeutische und spirituelle Zwecke genutzt, wobei Heilung und Spiritualität im allgemeinen untrennbar miteinander verwoben sind. Dieses wertvolle Potenzial, das im Körper jedes Menschen biologisch verankert ist, ist in unserer heutigen sog. Zivilisation häufig verkümmert oder wird in destruktiver Form ausgelebt (z.B. in Form von Geschwindigkeitsrausch, Drogenmißbrauch, Überstimulation durch Lärm, gefährlichen „Fun“-Sportarten, etc.). Meist fehlen uns die kulturell verankterten gemeinschaftlichen Räume, um veränderte Bewußtseinszustände in einem förderlichen Kontext kennenzulernen, so daß wir das Erfahrene für uns selbst konstruktiv nutzen und in den Alltag integrieren können.

Einen solchen geschützten Raum für Erfahrungen mit verschiedenen Arten veränderter Bewußtseinszustände stelle ich in meinen Seminaren und auch in der Einzelarbeit (Coaching, Psychotherapie, Supervision) zur Verfügung. Ich begleite Interessierte dabei, das bewußtseinserweiternde Potenzial von Trance-Zuständen in einem ritualisierten Setting kennenzulernen und das Erfahrene so zu verarbeiten, daß es heilsam und konstruktiv weiterwirken und sich in Alltag und Beruf nutzbringend entfalten kann. Kreative Ausdrucksmöglichkeiten (Bewegung, Malen, Schreiben, Musikmachen) und das Gespräch helfen, den Eindrücken Gestalt zu geben und sie zu integrieren.

→ Auf Wunsch werden in einigen Seminaren auch theoretische Hintergründe zu den angewandten Methoden und Erläuterungen zum Verständnis „veränderter Wachbewußtseinszustände“ gegeben. Auch vermittle ich in anschaulicher Weise Erkenntnisse aus mehreren von mir durchgeführten Forschungsprojekten zum Thema.

Stimme und Musik in der Psychotherapie (StimMusTher)


Pilotprojekt 1996 – 1999

Projektleitung
Sabine Rittner

Projektmitarbeiter
Dipl.-Psych. Michael Wolfart, Abteilung für Stimm- und Sprachstörungen; Dr. sc. hum. Dipl.-Musiktherapeut Henrik Jungaberle; Christine Klaar (M.A.), Doktorandin; Simone Kühn, Doktorandin; Ulrike Seifert, Doktorandin.

Kooperationspartner
Abteilung für Stimm- und Sprachstörungen sowie Pädaudiologie der Universitätsklinik Heidelberg (Prof. Dr. Ute Pröschel); Institut für Musiktherapie der Universität Witten/Herdecke (Prof. Dr. David Aldridge)

Laufzeit der Patientengruppen
September1997 bis Dezember 1998

Laufzeit des Projektes
November 1996 bis Dezember 1999


„Stimme ist leibhaftige Biografie“ (Gundermann)


Die Stimme ist ein Phänomen, das als primäre Expressivform des Menschen den logisch-rationalen Sprachinhalt an die emotionale Bedeutungsgebung koppelt. Prismengleich kristallisieren sich in ihr sowohl vielfältige Persönlichkeitsaspekte als auch vorübergehende Stimmungen. Über den interpersonellen Aspekt der nonverbalen Kommunikation hinaus kann speziell das Singen intrapersonell komplexe psychophysiologische und emotionale Veränderungsprozesse bewirken. Ziel dieser Pilotstudie war es, Wirkfaktoren herauszuarbeiten, in denen sich die (bislang in der Psychotherapieforschung unterschätzte) Bedeutung des stimmlichen Ausdrucks in der therapeutischen Beziehung verdichtet.

Drei Funktionsebenen der Stimme fanden in diesem Forschungsprojekt Berücksichtigung:

Die Stimme als Indikator für therapeutische Veränderungsprozesse. Hier untersuchten wir, ob sich prä-, peri- und posttherapeutisch Unterschiede in der Phonation der Patienten wissenschaftlich nachweisen lassen.

Die Stimme als Symptom. Für akute bzw. chronifizierte Stimmpatienten boten wir nach gründlicher phoniatrischer, logopädischer und psychologischer Voruntersuchung eine Gruppenpsychotherapie auf musiktherapeutischer sowie systemischer Grundlage an. Basierend auf einem psychosomatischen Grundverständnis der vorhandenen Stimmsymptomatiken untersuchten wir die Effizienz unserer integrativen therapeutischen Vorgehensweise in Hinblick auf eine künftige differenzielle Indikationsstellung.

Die Stimme kommt darüber hinaus als sprachfreies Medium der Kommunikation, als Weg zur Wahrnehmungsschulung, zur Ausdrucksförderung und zur Bearbeitung unbewussten Konfliktmaterials zum Einsatz (ressourcenorientiertes Konzept).

Durchgeführt wurden mit insgesamt 32 Patienten drei Kurzzeit-Gruppenpsychotherapien über jeweils zwölf Sitzungen à drei Stunden. Zwei dieser Gruppen richteten sich an Psychotherapiepatienten mit psychosomatischen Symptomen, eine der Gruppen wurde speziell für Patienten mit funktionellen und psychogenen Stimmstörungen angeboten. Die Evaluation erfolgte sowohl mit einem standardisierten, quantitativen Messinstrumentarium, als auch mit vielfältigen qualitativen Untersuchungsmethoden. Darüber hinaus kamen bildgebende Verfahren der Stimmanalyse zum Einsatz. Zusätzlich wurden im Kontext einer Doktorarbeit Fragestellungen zur metaphorischen Kommunikation in der Therapeut-Patient-Beziehung bearbeitet. Die Studie wurde aus abteilungsinternen Mitteln des Instituts für Medizinische Psychologie der Universitätsklinik Heidelberg (Leitung Prof. Dr. Rolf Verres) finanziert.


Projektbezogene Publikationen

Rittner, Sabine (2008)
Der Wirkfaktor Stimme in der Psychotherapie / in der Musiktherapie

In: Musiktherapeutische Umschau, Themenheft „Die Stimme im therapeutischen Dialog“, Bd. 29, 3/2008, S. 201-220. Göttingen: Vandenhoeck & Rupprecht.

Rittner, Sabine (1998)
Das Forschungsprojekt „Stimme und Musik in der Psychotherapie“ (StimMusTher) an der Universitätsklinik Heidelberg

In: Studiengruppe Musiktherapie Ulm (Hg.): Vortragssammlung zum „10. Ulmer Workshop für Musiktherapeutische Grundlagenforschung“.
Universitätsklinik Ulm, Abt. Psychotherapie und Psychosomatische Medizin.

Rittner, Sabine und Jungaberle, Henrik (1998)
Entwicklung und Zielsetzung des Forschungsprojektes „Stimme in der Musiktherapie“ (StimMusTher) – Untersuchung einer musiktherapeutischen Gruppe mit dem Focus Stimme (Repertory Grid Technik)
In: Studiengruppe Musiktherapie Ulm (Hg.): Vortragssammlung zum „10. Ulmer Workshop für Musiktherapeutische Grundlagenforschung“.
Universitätsklinik Ulm, Abt. Psychotherapie und Psychosomatische Medizin.

Rittner, Sabine und Jungaberle, Henrik (2002)
Sounding systems – Different Approaches to the Evaluation of Music Psychotherapy Groups
In: Aldridge,D. und Fachner,J.(eds.):Info CD-Rom iv. Universität Witten Herdecke: Witten. (S. 1514-1543).

Jungaberle Henrik (2000)
Beiträge zur Theorie und Evaluation einer musiktherapeutischen Gruppenbehandlung.
Musik und Metapher
Dissertation zum Dr. sc. hum., Universität Heidelberg.

Jungaberle Henrik (2001)
New steps in musical meaning – metaphor as an organizing principle
In: Nordic Journal of Music Therapy 10(1): p. 4-16.

Jungaberle, Henrik (2007)
Evaluation der Metaphernanalyse einer musiktherapeutischen Gruppenbehandlung.
Musik und Metaphern. Psychotherapie im Wandel. Zur Theorie und Evaluation von Musik als therapeutischem Medium.
Berlin: Pro Business.

Veit, Ulrike (2004)
Veränderungsprozesse bei Patienten mit funktionellen Stimmstörungen unter musikpsychotherapeutischer Behandlung
Dissertation zum Dr. med., Universitätsklinik Heidelberg.

Klaar, Christine (1999)
Gesundheitsbildung im Wandel
Analyse der pädagogischen Relevanz von Gesundheitsbildung anhand von ausgewählten Fallbeispielen aus dem Forschungsprojekt „StimMusTher“ an der Abteilung für Medizinische Psychologie der Psychosomatischen Universitätsklinik Heidelberg.
Magisterarbeit im Hauptfach Erziehungswissenschaft, Universität Heidelberg.

Kraus, Wolfgang (1996)
Die Stimme in der musiktherapeutischen Beziehung – ein Resonanzphänomen.
Diplomarbeit Musiktherapie, Fachhochschule für Musiktherapie Heidelberg.

 

Music and Altered States of Consciousness (ASC). Sound and trance in a Ritualistic Setting Visualised with EEG Brainmapping.


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Fachner, Jörg; Rittner, Sabine (2005)
Music and Altered States of Consciousness (ASC). Sound and trance in a Ritualistic Setting Visualised with EEG Brainmapping.
In: Aldridge, D.; Fachner, J.; Erkkilä, J. (Hg.): Many Faces of Music Therapy – Proceedings of the 6th European Music Therapy Congress, June 16 – 20,2004. Finland: Jyväskylä. p. 942 – 973.